Direkt zum Inhalt springen
  • Drucken
  • Sitemap
  • Schriftgrösse
 

Mittwochsführung auf der Grabung: Ein neuer Gewerbebetrieb im römischen Eschenz

In der Flur Mettlen, gleich nördlich der «Landi» in Eschenz, ist das Amt für Archäologie seit ein paar Wochen wieder an der Arbeit. Unterdessen ist das Bauprojekt auf der Wiese gegen den Rhein hin weiter gediehen und soll im Herbst dieses Jahres realisiert werden. Deshalb werden nun die 2013 und 2014 noch nicht untersuchten Flächen erforscht.

Wie erwartet wurden weitere Gräber des alemannischen Friedhofs aufgedeckt, die bereits etwa 20 cm unter der heutigen Grasnarbe lagen. Rund 100 Bestattungen mit reichen Beigaben aus dem 6. bis 8. Jahrhundert nach Christus sind unterdessen dokumentiert worden; diese Zahl dürfte sich trotz der relativ schlechten Erhaltungsbedingungen noch vergrössern. Die Grabungen konzentrieren sich auf einen Bereich, in dem bereits auf dem Radarbild runde Strukturen sichtbar waren. «Wir gingen dabei von Töpferöfen aus. Dies erwies sich jedoch als falsch. Zwar kamen mächtige Ofenfundamente zum Vorschein, doch diese gehörten zu Kalkbrennöfen, wie sie aus der Römerzeit im Thurgau schon aus Arbon und Pfyn bekannt sind», sagt Kantonsarchäologe Hansjörg Brem. Letztes Jahr wurden solche Anlagen bereits in Kempraten bei Rapperswil/SG entdeckt. Diese waren sehr ähnlich gebaut und lagen wie unsere Eschenzer Beispiele nahe am Wasser. So konnten Kalkssteine, Brennholz sowie der gebrannte Kalk einfach transportiert werden.

Die Verwendung von Kalkmörtel für Bauten ist eine Neuheit der Römerzeit. Allerdings setzt der Steinbau mit gemörtelten Mauern in Eschenz erst nach 50 nach Christus ein und ist eher eine Ausnahme, denn die Regel. Ein Grund dürfte gewesen sein, dass sich Kalkstein in unserer Gegend nicht so einfach beschaffen liess. Wo die nächsten grösseren Kalkvorkommen liegen, muss noch geklärt werden, vielleicht wurden die bekannten Öhninger Steinbrüche auch schon in römischer Zeit genutzt. Aufgefallen war schon früher, dass im Bereich der römischen Siedlung Tasgetium Kalkstein als Baumaterial vorhanden ist. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass für «unsere Öfen» nicht Rohmaterial aus Steinbrüchen verwendet wurde, sondern das Material der abgerissenen Steinbauten im römischen Städtchen zu gebranntem Kalk recycelt wurde. Dieser musste in sehr grossen Mengen für den Bau der spätrömischen Festung Stein am Rhein (etwa um 295 n.Chr.) zur Verfügung gestellt werden. Angesichts deren Mauerdicke von über 2 Metern, einer geschätzten Mauerhöhe von 10 bis 12 Metern und mehreren hundert Metern Umfang brauchte der Bau des Kastells enorme Mengen von gebranntem Kalk. Die römische «Gewerbezone» diente dann etwa 250 Jahre später als Friedhof für die frühmittelalterliche Bevölkerung.

Mit den neu entdeckten Kalköfen tritt ein weiteres Gewerbe im römischen Eschenz ans Tageslicht. Bereits nachgewiesen sind etwa die Produktion von Keramik, die Verarbeitung von Eisen sowie das Drechslerhandwerk.

Veranstaltungsort

Flur Mettlen
8264 Eschenz

Allgemeine Angaben

Tel. 058 345 60 83
simone.benguerelNULL@tg.ch

Organisation

Amt für Archäologie Thurgau