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Museumshäppli: Der Löw-Skandal 1951. Seltsame Solidarität mit einem Steuerhinterzieher

14. März 1951, Oberaach bei Amriswil. Die eidgenössische Steuerverwaltung unterzieht die Schuhfabrik Löw einer Razzia. Das Thurgauer Traditionsunternehmen steht im Verdacht, im grossen Stil Steuern zu hinterziehen. Das ist der Beginn eines handfesten Skandals, der den Thurgau in den 1950er-Jahren überschattet.

Die Firmengeschichte der Schuhfabrik Löw ist von Erfolg geprägt. 1904 gegründet, gehört sie seinerzeit nach Bally zu den bedeutendsten Schuhfabriken der Schweiz – bis zur Zäsur am besagten Märztag im Jahr 1951. Am Museumshäppli vom Donnerstag, 25. Januar 2018, um 12.30 Uhr bringt Historiker und Journalist Thomas Wunderlin Fakten zum Löw-Skandal auf den Tisch, der den gesamten Kanton Thurgau damals in einen Ausnahmezustand versetzt und schwerwiegende politische Folgen nach sich gezogen hat.

Proteststurm im ganzen Thurgau
Neun eidgenössische Steuerbeamte fahren bei der Schuhfabrik Löw in Oberaach vor. In nur wenigen Minuten haben sie den Betrieb unter Kontrolle und beginnen mit der Razzia. Die Büroangestellten werden festgehalten und einzeln vernommen. Entgegen dem Rat von Rechtsanwalt und Nationalrat Alfred Müller erzwingen der Fabrikant Hans Löw und sein Sohn Willy eine Unterbrechung der Untersuchung, indem sie mit der Schliessung des Unternehmens drohen. Daraufhin protestieren die Löw-Arbeiter und die Oberaacher Ortsbehörde gegen die angeblichen Gestapo-Methoden, auch Löw veröffentlicht einen Protest, dem sich die wichtigsten Thurgauer und Schweizer Zeitungen anschliessen.

Zusammenhalt trotz Schuldeingeständnis
Der Fall schlägt immer höhere politische Wellen. Während eines Monats steht die eidgenössische Steuerverwaltung in der öffentlichen Kritik, bis die Steuerbeamten ihre Untersuchung fortsetzen können und Belege für Steuerhinterziehungen in grossem Ausmass finden. Die Firma Löw muss ein Schuldeingeständnis veröffentlichen. Und doch reisst die Solidarität mit dem Unternehmen und deren Aushängeschildern in der Öffentlichkeit nicht ab. Woher kommt diese eigentümliche Verbundenheit? Was offenbart diese über den öffentlichen Geist im Thurgau anno dazumal?

Thomas Wunderlin erhellt diese und andere brennende Fragen am Museumshäppli, das im Historischen Museum Thurgau stattfindet. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei, ohne Anmeldung.

Hans Löw senior im Garten seiner Villa.
Hans Löw senior im Garten seiner Villa.

Veranstaltungsort

Schloss Frauenfeld
8500 Frauenfeld

Allgemeine Angaben

Tel. +41 58 345 73 80
historisches.museumNULL@tg.ch
https://historisches-museum.tg.ch

Organisation

Historisches Museum Thurgau