Wer smart Ressourcen nutzt, schafft nachhaltig Werte
Gezielte Ressourceneffizienz hat positive Auswirkungen auf die ganze Wertschöpfungskette. Dies wurde am 4. Innovationsforum Ernährungswirtschaft in Tänikon deutlich. An der Fachtagung trafen sich Vertretungen aus Forschung, Unternehmungen und Verbänden sowie Landwirtinnen und Landwirte zum Ideenaustausch.
Mit «Ressourceneffizienz – Smarte Lösungen für die Praxis» hatte das Innovationsforum Ernährungswirtschaft ein hochaktuelles Thema gewählt, nahmen doch, trotz Wintereinbruch und Grippewelle, rund 120 Personen aus allen Sparten entlang der Wertschöpfungskette der Ernährungswirtschaft daran teil. Christof Widmer, Vorsitzender des veranstaltenden Innovationsboard Tänikon, betonte die Zukunftsausrichtung des Innovationsforum Ernährungswirtschaft, das nicht nur vom Kanton Thurgau und der OST – Ostschweizer Fachhochschule, sondern auch von den drei Thurgauer Wirtschaftsverbänden, dem Kompetenznetzwerk Ernährungswirtschaft und der Agroscope Tänikon und Swiss Future Farm getragen wird.
Und die Zusammenarbeit wird in Zukunft noch verstärkt. Denn die Thurgauer Regierungsrätin Monika Knill gab Erfreuliches bekannt: Die OST – Ostschweizer Fachhochschule baut in Tänikon ein Institut auf. In einem «Living Lab» soll in Tänikon an Land- und Ernährungswirtschaft geforscht werden. Dabei steht die angewandte Forschung im Vordergrund. Der Chefin des Departementes für Erziehung und Kultur war die Freude deutlich anzumerken, als sie verkündete: «Die OST wird in Tänikon ein Institut aufbauen und hier permanent präsent sein. Der Aufbau beginnt sofort. Jetzt. Heute. Ende 2024 soll die Aufbauphase abgeschlossen sein, und 2025 soll dann das Institut den normalen Betrieb aufnehmen.»
Gutes aus Gutem machen
Dass in Sachen Ressourceneffizienz viel getan wird, wurde in allen Referaten deutlich. Aurèle Meyer von der Appenzeller Brauerei Locher AG erklärte bespielhaft, dass die Brauerei den Biertreber nutze, um etwa Müesli, Chips und Fleischersatz herzustellen. Meyer verhehlte nicht, dass erst der Erfolg der eigenen Biermarke Quöllfrisch als auch ökonomische Zwänge die Brauerei auf diese Ressourceneffizienz-Idee gebracht habe, denn: «Wir hatten auf einmal so viel Biertreber, dass die Bauern nicht mehr alles als Schweinefutter abnehmen konnten. Wir hätten den Treber also auf eigene Kosten abführen und verbrennen lassen müssen. Das war uns zu teuer, also haben wir nach neuen Wege gesucht.» Heute sei das Unternehmen vom eingeschlagenen Pfad voll überzeugt: «Wir stellen wöchentlich 150 Tonnen Biertreber her. Mit diesen Strömen kann man Gutes aus Gutem machen. Es wäre schön, wenn unser Vorbild andere Unternehmen dazu brächte, sich mit den Nebenströmen in der Nahrungsmittelindustrie vertieft auseinanderzusetzen», so Aurèle Meyer.
Littering, Pflanzenschutz und Weltmeere
Tatsächlich mangelte es nicht an interessanten Ressourceneffizienzprojekten, die am Innovationsforum Ernährungswirtschaft vorgestellt wurden. Der Bogen spannte sich dabei von der Optimierung der Bewässerung mittels Digitalisierung (Produktion) über die Frage, wie man die Land- und Ernährungswirtschaft wieder zirkulär gestalten könnte (Verarbeitung), bis hin zu Fragen der intelligenten Nahrungsmittelindustrie (Handel), in denen sich die Teilnehmenden mit der digitalen Transformation durch moderne Supply-Chain-Lösungen auseinandersetzten.
Am Nachmittag stellten Forschende von OST, Agroscope und Swiss Future Farm Entwicklungen und Feldversuche vor, die von der smarten Beseitigung von Littering auf der Wiese über die Blackenbekämpfung bis hin zum intelligenten Pflanzenschutzmitteleinsatz reichte. Ein Thurgauer Startup zeigte, wie man mit Zitronen und Fischen nicht nur natürliche Kreisläufe schliessen, sondern auch die Weltmeere schützen kann. Mit «dekarbon» wurde ein Beratungsangebot aufgezeigt, seine eigenen Unternehmensprozesse nachhaltiger zu gestalten. Darüber hinaus vernetzten und tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Sparten und Branchen hinweg aus – was ganz im Sinne dieser Tagung war.
Aurèle Meyer, Geschäftsleiter der Brauerei Locher AG aus Appenzell, erläutert, wie sein Unternehmen mit der Linie «brewbee» Nachhaltigkeit und Genuss gleichzeitig fördert.