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Nur jeder Zehnte kann lesen

Im Mittelalter werden 90 Prozent der Bevölkerung von der Bildung ausgeschlossen. Die gebildeten Herrschaften vermitteln ihren Untertanen das Nötigste in Form von besonders raffiniert ausgearbeiteten Bildern. Im Schloss Frauenfeld finden sich beeindruckende Beispiele dazu.

An der öffentlichen Führung am Samstag, 27. August 2016, um 15 Uhr geht die Historikerin Dr. Bettina Schöller auf die Geheimnisse hinter den Texten und Bildern des Mittelalters ein. Sie zeigt anhand von ausgewählten Exponaten der Schlossausstellung, welche Bedeutung die Schriftlichkeit im Mittelalter hatte und welche Macht Bilder ausüben konnten.

Verborgene Kunde
Die Mitra aus Kreuzlingen ist das bedeutendste Kunstwerk aus der Zeit des Grossen Konzils in Konstanz. Das Graduale aus dem Koster St. Katharinental gehört zu den wichtigsten Schweizer Handschriften des Mittelalters. Der Feldbacher Altar enthält die älteste Nachtdarstellung der deutschen Malerei. Diese Top-Objekte des Historischen Museums Thurgau bergen geheimnisvolle Botschaften aus Text und Bild, die nur Fachleute entschlüsseln können.

Wissen gleich Macht
Der Zugang zur Schrift ist im Mittelalter einer kleinen Elite vorbehalten. Adlige, Kleriker und einzelne Bürger kontrollieren die Kommunikation und können so die arbeitende Bevölkerung von der Teilhabe an der Herrschaft ausschliessen. Schrift erhält unweigerlich eine natürliche Autorität: Nicht nur der Inhalt einer Urkunde ist entscheidend, das blosse Vorweisen erzielt grosse Wirkung.
Für Bauern und einfache Bürger werden ausgewählte Wissensinhalte zudem in Bildern verdichtet. Damit die Bildbetrachtung ihre Wirkung entfalten kann, legen sich die Maler, Bildhauer oder Miniaturenhersteller besonders ins Zeug und schaffen Kunstwerke von umwerfender Pracht und Raffinesse.

Die Führung über die verblüffende Rolle von Text und Bild im Mittelalter findet auf Schloss Frauenfeld statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht notwendig.

mitra
Die Kreuzlinger Mitra birgt geheimnisvolle Botschaften.

Inkunabel
Schrift und Bild strahlen im Mittelalter eine besondere Aura aus.