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Innovative Ideen für die Thurgauer Gesundheitsversorgung

Mit dem Projekt «Brennpunkte Gesundheit Thurgau» will der Kanton Thurgau die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung optimieren. An einer Innovationstagung in der Kartause Ittingen erarbeiteten rund hundert Vertreter aus Gesundheitswesen, Politik und Wirtschaft praxisorientierte Ideen, die bis im Frühling 2018 in konkrete Projekte zur Stärkung der Thurgauer Gesundheitsversorgung münden sollen.

Um die Gesundheitsversorgung im Kanton zu optimieren, erteilte der Regierungsrat der Ärztegesellschaft Thurgau den Auftrag, gemeinsam mit weiteren Akteuren des Gesundheitswesens Schwachstellen zu orten und entsprechende Verbesserungsvorschläge auszuarbeiten. Im Rahmen dieses Projekts mit dem Namen «Brennpunkte Gesundheit Thurgau» wurden im Juni 2013 rund zwanzig Ideenskizzen entwickelt. Im Nachgang wurden drei davon ausgewählt und in interdisziplinär zusammengesetzten Teams konkretisiert. Diese Teilprojekte wurden inzwischen vollständig oder grösstenteils umgesetzt und tragen entsprechende Früchte. An der Innovationstagung vom 30. August 2016 in der Kartause Ittingen ging es nun darum, eine zweite Tranche von Teilprojekten zu lancieren.

Mit- statt Gegeneinander als Erfolgsfaktor

«Das Engagement für eine gute Gesundheitsvorsorge und -versorgung ist ein zentrales Ziel der Thurgauer Ärztegesellschaft», sagte deren Präsident Daniel Jud eingangs der Innovationstagung. Da das Projekt «Brennpunkte Gesundheit Thurgau» genau das anstrebe, sei der vom Regierungsrat erteilte Projektauftrag eine Herzensangelegenheit für seine Organisation wie auch ihn persönlich. Oliver Kappeler, Chef des Amtes für Gesundheit und Kantonsarzt, unterstrich diesen positiven Grundtenor und verwies auf das im Rahmen des Projekts bereits Erreichte. Zugleich forderte er aber, nach vorn zu schauen und weitere Innovationen mit Elan anzupacken. Als entscheidenden Erfolgsfaktor betrachtet er den Umstand, dass «Brennpunkte Gesundheit Thurgau» alle relevanten Akteure der Thurgauer Gesundheitsversorgung zusammenbringt. «Sie alle bringen verschiedene, teilweise sich widersprechende Sichtweisen in die Diskussion ein», meinte er zu den Teilnehmenden. «Dieses Mit- statt Nebeneinander oder gar Gegeneinander von Menschen und Prozessen wird das Gesundheitswesen im Kanton Thurgau weiterbringen.»

Diesen Aspekt hob auch Gesamtprojektleiter Felix Helg hervor: «Es ist unser Ziel, dass die Beteiligten hier verschiedene Perspektiven kennenlernen und so neue Ideen und Sichtweisen mitnehmen können.» Neben dem Auf- und Ausbau von Netzwerken im Gesundheitssystem Thurgau ging es an der Innovationstagung deshalb vor allem darum, Ideen in die Diskussion einzubringen, die als Brennpunkte wahrgenommen werden und in konkrete Projekte umgesetzt werden könnten. 19 Ideen kamen aus dem Teilnehmerkreis, sie wurden in lebhaften Workshops andiskutiert und anschliessend im Plenum präsentiert. Die Palette war gross und reichte von einer gemeinsamen Plattform für eHealth im Thurgau über Gewaltprävention in jungen Liebesbeziehungen, die Reduktion des administrativen Aufwandes für das Pflegepersonal und die Unterstützung des Gesundheitswesens durch Freiwilligenarbeit bis zur Frage, wie Gemeinden die medizinische und pflegerische Grundversorgung ihrer Bevölkerung weiterhin sicherstellen zu können.


Angebote und Akteure vermehrt vernetzen

Zwar waren die Ideen der Diversität der teilnehmenden Akteure aus der Thurgauer Gesundheitsversorgung entsprechend sehr unterschiedlich. Doch schälten sich deutlich gemeinsame Nenner heraus. Angesichts finanziell und personell zunehmend begrenzter Ressourcen ist allen Beteiligten klar, dass Innovation nicht nur darin bestehen darf und kann, Wunschzettel auszufüllen. Vielmehr war das meistgenannte Stichwort «Vernetzung» – also bestehende Akteure und Angebote intelligent zusammenzubringen und so aus bestehenden Ressourcen einen Mehrwert für Patienten, deren Angehörige und letztlich die gesamte Bevölkerung des Kantons Thurgau zu schöpfen. Konkret bedeutet das: Schnittstellen klarer zu definieren, institutioneller Austausch zwischen den Leistungserbringern, bessere Kommunikation zwischen den Leistungserbringern und den Leistungsempfängerinnen und -empfängern. Grundlage dafür ist, wurde den Teilnehmenden der Innovationstagung klar, auch die Leistungen anderer Akteure wahrzunehmen und wertzuschätzen, also vermehrt über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Spätestens beim gemeinsamen Mittagessen ergab sich Gelegenheit dazu.


Aus Ideen werden konkrete Projekte

Die Teilnehmenden konnten im letzten Teil der Innovationstagung die von ihnen priorisierten Ideen und Resultate der Workshops mit Punkten bewerten und ihr allfälliges Engagement in einer entsprechenden Projektgruppe anmelden. Den offen deklarierten Spielregeln entsprechend wird es allerdings die Steuergruppe des Gesamtprojekts sein, die im Nachgang zur Tagung drei Projektideen auswählt, deren Umsetzung angegangen wird. Kriterien für die Auswahl werden die Resonanz durch die Tagungsteilnehmenden, der absehbare Patientennutzen, der Innovationscharakter, die Interdisziplinarität und die Umsetzbarkeit im Alltag sein. Dies auch, weil «Brennpunkte Gesundheit Thurgau» vom Regierungsrat des Kantons Thurgau nicht als abgehobener Think-Tank installiert wurde, sondern praxisnah sein muss. Fertiggestellt sein sollen die Konzepte für die Teilprojekte bis im Frühling 2018, wo sie an einer Resonanztagung präsentiert werden. Bis dahin werden die Arbeitsgruppen von der Steuergruppe unterstützt, alle relevanten Akteure des Thurgauer Gesundheitswesens werden über den Stand des Gesamtprojektes «Brennpunkte Gesundheit Thurgau» auf dem Laufenden gehalten. (Die Webseite www.brennpunkte-gesundheit.tg.ch ist öffentlich zugänglich.) Angedacht ist von der Steuergruppe auch, nicht in die «Kränze» gekommene Ideen und Visionen mittels Vernetzung von Akteuren niederschwellig zu begleiten. Gesamtprojektleiter Felix Helg machte deshalb klar, dass auch jene Ideen, die nicht in Teilprojekte münden, nicht im Papierkorb landen. Die einen sollen gebündelt, andere auf eine noch zu definierende Art weitergedacht werden. «Es darf nichts von unserer Arbeit verloren gehen», so Helg.


Regierungsrat lobt ertragsreiche Investition

In seiner Grussadresse gestand Regierungsrat Jakob Stark, Chef des Departements für Finanzen und Soziales, dass er dem Projekt «Brennpunkte Gesundheit Thurgau» ursprünglich skeptisch begegnet sei. Die bisherigen Resultate hätten ihn indes derart überzeugt, dass die Arbeit in den kommenden drei Jahren weitergeführt werden könne. «Das Projekt ist ein regelrechter Innovationsmotor für das Thurgauer Gesundheitswesen», so Stark. Es sei deshalb besonders zukunftsträchtig, weil nicht ein einzelner Akteur die Initiative ergreife, sondern die Zusammenarbeit aller relevanten Kräfte im Vordergrund stehe und so praxistaugliche Visionen entwickelt werden könnten. «Visionär und trotzdem bodenständig, das passt zum Thurgau» so der Regierungsrat. Und: «Ich bin überzeugt, dass das Geld in das Projekt ‹Brennpunkte Gesundheit Thurgau› sehr gut investiert ist.»

Gesundheitsamt des Kantons Thurgau
Engagement für eine optimierte Gesundheitsversorgung im Thurgau: Robert Lüthi, Geschäftsführer Ärztegesellschaft Thurgau, Daniel Jud, Präsident Ärztegesellschaft Thurgau, Gesamtprojektleiter Felix Helg, Christa Lanzicher, Geschäftsführerin Spitex Thurgau, Regierungsrat Jakob Stark, OIivier Kappeler, Chef Amt für Gesundheit und Kantonsarzt sowie Peter Heri, Finanzchef Spital Thurgau AG (v. l.).