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Grosser Publikumsaufmarsch am «Energieapéro» in Weinfelden

Rund 120 Energie- und Baufachleute nutzten den Energieapéro vergangene Woche im Thurgauerhof in Weinfelden, um sich über neue Entwicklungen im Energiebereich zu informieren. Einen Schwerpunkt bildete das Referat von Regierungsrat Walter Schönholzer. Er zeigte die Herausforderungen und Chancen der Energiestrategie 2050 auf – auch für den Kanton Thurgau.

Die Energiestrategie 2050 ist nach den Ausführungen des neuen Energiedirektors Walter Schönholzer mehr als nur ein Strompaket. Neben dem Verbot des Baus neuer Kernkraftwerke gehören die Senkung des Gesamtenergieverbrauchs sowie Massnahmen zur Effizienzverbesserung im Gebäudebereich oder bei den Fahrzeugen und Geräten zu den Zielen der Strategie. Ebenso ist vorgesehen, mehr Gelder für die Förderung erneuerbarer Energien bereitzustellen, diese aber zeitlich zu begrenzen. Damit trage die Energiestrategie dazu bei, die Auslandabhängigkeit zu senken, die CO2-Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Wie der Regierungsrat weiter betonte, stärke die Energiestrategie den Kanton Thurgau in seiner eigenen Energiepolitik. Dieser fördere Massnahmen, um das Potenzial der erneuerbaren Energien stärker zu nutzen, setze im Gebäudebereich auf Sanierungen und unterstütze im Bereich der Energieeffizienz beziehungsweise der Kostensenkung auch die Thurgauer Unternehmen.

Beispiele von Komfortlüftungen in bestehenden Gebäuden

Andreas Baschung, Geschäftsführer der Maurer Ingenieurbüro AG in Arbon, zeigte am Energieapéro auf, dass die Installation einer Komfortlüftung im Rahmen einer Gebäudesanierung sinnvoll ist. Dafür sprechen neben dem Energiespareffekt neue bauphysikalische Bedingungen infolge einer Fassadensanierung oder die Dichtigkeit beim Fensterersatz. Anhand konkreter Beispiele machte er deutlich, dass im bestehenden Gebäude oft unkonventionelle Lösungsansätze gefragt sind, um bei der Leitungsführung und beim Standort der Lüftungsanlage ein optimales Resultat zu erzielen.

Minergie mit Qualitätssystem

Auf die wichtigsten Änderungen 2017 bei den Minergie-Gebäudestandards trat Martin Müller, Abteilung Energie, in seinem Referat ein. Die Anforderungen wurden von Grund auf überarbeitet und an die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEN 2014) angepasst. Neu gibt es eine Kennzahl für die Gesamtenergiebilanz, die auch sämtliche im Gebäude verbrauchte Elektrizität berücksichtigt. Alle Neubauten müssen künftig einen Teil ihres Energieverbrauchs selber produzieren und dürfen nicht mit fossilen Energieträgern beheizt werden. Bis am 1. Juli 2017 gilt eine Übergangsfrist, das heisst, bis dahin können Zertifizierungen auch noch nach den Anforderungen von 2016 eingereicht werden.

Ferner soll die Einführung des Minergie-Qualitätssystems (MQS) gewährleisten, dass nicht nur gut geplant, sondern auch gut gebaut und der tiefe Energieverbrauch im Betrieb sicherstellt wird.

Was fördert der Kanton Thurgau?

Infolge der Neuorganisation des Gebäudeprogramms sind die Kantone ab diesem Jahr vollumfänglich für die Förderung der Gebäudehüllensanierungen zuständig. Die Finanzierung erfolgt aber wie bisher durch Bundesmittel. Für die Förderung in den Bereichen erneuerbare Energien, Gebäudetechnik und Abwärmenutzung sind kantonale Programme notwendig. Der Bund steuert hier rund die Hälfte der Mittel bei. Wie Reto Hunziker von der Abteilung Energie ausführte, hat der Kanton im Zuge der Neuorganisation das Förderprogramm angepasst. So gibt es beispielsweise für die Wärmedämmung der Einzelbauteile Dach und Fassade höhere Förderbeiträge. Hauseigentümer haben ausserdem die Möglichkeit, einen Bonus für die verbesserte Effizienz der gesamten Gebäudehülle zu erhalten. Ebenso sind Gesamtsanierungen nach GEAK oder Minergie sowie Neubauten, die im Minergie-P- oder Minergie-A-Standard erstellt werden, förderberechtigt. Ein weiterer Förderbereich betrifft den Ersatz des Heizsystems, wenn Wärmepumpen oder Holzfeuerungen an Stelle fossiler oder elektrischer Heizungen zum Einsatz kommen. Weiterhin fördert der Kanton Anschlüsse an Wärmenetze, die Installation thermischer Solaranlagen in bestehenden Gebäuden oder Batteriespeicher für Solarstromanlagen.

Kurze Produktepräsentationen zum Thema «Wenn die Heizung mitdenkt» rundeten den Energieapéro ab und verdeutlichten, dass sich mit smarter Technologie die Heizkosten senken lassen. Smart bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Heizungssteuerung aufgrund des Nutzerverhaltens dazulernt sowie verschiedene Umgebungsparameter einfliessen und sich die Heizung über eine Internet-Applikation aus der Ferne steuern lässt.