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Eine Königin macht Dampf!

200 Jahre Bonapartes am Bodensee – dieses Jubiläum ist Anlass für die neue Sonderausstellung im Napoleonschloss auf dem Arenenberg. Hortense de Beauharnais, die Mutter des letzten Kaisers der Franzosen, steht dabei im Zentrum. Das Napoleonmuseum Thurgau präsentiert die First Lady des französischen Kaiserreichs in neuem Licht, frei von verklärenden historisierenden Rollenbildern. Schnell wird klar: Diese Frau hat weit mehr geleistet, als gemeinhin bekannt. Unter anderem finanzierte sie den Beginn der Dampfschifffahrt am Bodensee mit und wusste auch sonst ihren Einfluss zu versilbern. Die Ausstellung «Eine Königin macht Dampf – Zeitenwende am Bodensee 1817-1837» wird vom 23. Mai bis zum 22. Oktober 2017 im Napoleonmuseum Thurgau gezeigt. Informationen unter: www.napoleonmuseum.ch

Im Schloss tauchen die Besucher ein in die Lebenswelt der Königin und ihrer Familie. Hortense empfing in ihren prachtvollen Salons Gäste wie Franz Liszt, François-René de Chateaubriand oder Juliette Récamier. Für Alexandre Dumas sang Hortense selbst komponierte Romanzen am Tafelklavier im Teesalon. Die Repliken von zwei Tageskleidern der Königin sowie ein originales Nachthemd zeigen ihren modischen Einfluss. Ausgesuchte Alltagsgegenstände wie Bilder, Briefe und Schmuck der Königin geben Einblicke in ihre Gedanken und zeigen ihren Geschmack. Das Dachgeschoss des Schlosses präsentiert als Schatzkästchen viele Exponate, die sonst nicht zu sehen sind. So zum Beispiel eine blaue Opalglas-Tasse, aus der Hortense ihren letzten Schluck Tee trank. Hortenses qualvollen Krebstod deutet die Ausstellung in ihrem Sterbezimmer an. Hier ist die «Betende Jungfrau» zu sehen, ein Gemälde der Konstanzer Malerin Maria Ellenrieder. Sie gehörte zum engsten Umfeld des Arenenbergs und steht für dessen künstlerischen Einfluss.

Forschungsergebnisse zeigen die Königin in neuem Licht

Dominik Gügel, der Leiter des Napoleonmuseum Thurgau, zeichnet mit seiner Ausstellung das Bild einer starken Frau: «Hortense inszenierte sich selbst als ‹Femme Artiste›, als Dienerin der schönen Künste und gab sich ansonsten harmlos. Lange ist die Forschung ihrer Selbstdarstellung gefolgt. Doch wer sich ihre Finanzen, ihre Beziehungen und ihre geschäftstüchtigen Investitionen anschaut, sieht hinter der Kulisse eine andere Frau. Hortense war eine Macherin, die vom Arenenberg aus nachhaltige Impulse gab für Industrie, Politik, Kultur, Landwirtschaft und natürlich den Gartenbau.» Sie hat die Region Konstanz / Thurgau vom Mittelalter in die Gegenwart katapultiert. Hortense allein beschäftigte 50 Personen auf ihrem Schloss, liess unter ihrem Namen feinste Tuche produzieren, die sich schwunghaft verkauften. Sie regte den Tourismus an, beteiligte sich mit ihrem Kapital an Unternehmen und kaufte heruntergekommene Liegenschaften, die aufwendig saniert wurden. Hortense setzte ihr Geld aber auch gezielt für soziale Projekte ein und unterstützte Bedürftige. Schnell fand sie Nachahmer; ihr Vorbild zog Freunde und Investoren aus aller Herren Länder an. «Mit all ihren Investitionen brachte Hortense den Fortschritt an den Bodensee und legte so den Grundstein für den Wohlstand in der Region. Das von ihrem Sohn Louis Napoléon und von ihr selbst vertretene liberal-republikanische Gedankengut beeinflusste die Politiker der Region. Auf allen gesellschaftlichen Ebenen fand ein Wissenstransfer statt», so Gügel.

Auf grosser Runde durch die Sonderausstellung

Die Ausstellung gliedert sich in mehrere Bereiche. Es ist die grösste, die je auf dem Arenenberg zu sehen war. Im Cinéma des Schlosses gibt die Königin den Ausstellungsbesuchern zur Begrüssung ein filmisches Interview. Wie Hortense aus Paris ins Exil auf den Arenenberg kam, erfahren die Besucher im historischen Weinkeller des Schlosses. Von hier aus führt ein Rundweg über das Schloss in die Kapelle. Hier steht der Einfluss des Arenenbergs auf die Architektur der Region im Mittelpunkt. Im Prinzenflügel des Schlosses, vor dem Bistro Louis Napoléon und in der Arenenberger Gartenwelt offenbaren sich den Flanierenden anhand von Themeninseln häppchenweise vertiefende Hintergrundinformationen. Ganz im Sinne der Verbindung Thurgau-Konstanz stehen die begleitenden Texte von Friedrich Pecht. Der Sohn einer Thurgauerin und eines Konstanzer Unternehmers kommentierte in seinen Lebenserinnerungen durchaus kritisch die «Zeitenwende» und deren Repräsentanten. So steuert er einen zusätzlichen Blickwinkel bei. Ausserdem wurde zu Ehren der Königin im Schlosspark ein neuer Hortensienweg angelegt, der in den Rundgang integriert ist.

Mit der Königin auf du und du

Die Ausstellung «Eine Königin macht Dampf – Zeitenwende am Bodensee 1817-1837» wird vom 23. Mai bis zum 22. Oktober 2017 im Napoleonmuseum Thurgau gezeigt. Der Eintritt in die Ausstellung kostet CHF 12, ein Begleitbooklet wird für CHF 5 angeboten. Sonntags um 14 Uhr finden Sonderführungen durch die Ausstellung statt. Öffnungszeiten und weitere Informationen unter www.napoleonmuseum.ch.

Historischer Schmuck
Zum ersten Mal ausgestellt auf dem Arenenberg: Schmuck von Hortense aus Mondstein

Diese blaue Opalglastasse stand neben Hortenses Bett als auf Schloss Arenenberg starb
Diese blaue Opalglastasse stand neben Hortenses Bett als auf Schloss Arenenberg starb

Blick in den hirst Weinkeller
Blick in den hirst Weinkeller

Horeses Sterbezimmer
Hortenses Sterbezimmer