Direkt zum Inhalt springen
  • Drucken
  • Sitemap
  • Schriftgrösse
 

Stadt, Land, Fluss – Römer am Bodensee

Das Museum für Archäologie Thurgau in Frauenfeld zeigt bis zum 18. Februar 2018 eine gemeinsam mit dem Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg, der Kreisarchäologie Konstanz, dem vorarlberg museum, dem Amt für Kultur, Archäologie, Fürstentum Liechtenstein und dem Historischen Museum St. Gallen konzipierte Ausstellung über die römische Kaiserzeit am Bodensee.

Nach den erfolgreichen internationalen Sonderausstellungen «Im Schutze mächtiger Mauern» (2006), «Bevor die Römer kamen» (2008) und «Römer, Alamannen, Christen» (2013) wird diesmal im Museum für Archäologie Thurgau die Epoche des 1. und 2. Jahrhunderts nach Christus präsentiert.

Der Bodenseeraum war während der römischen Kaiserzeit dicht besiedelt. Grossflächig und modern ausgegrabene Fundplätze mit aussagekräftigen Funden und Befunden in Bregenz, Eschenz sowie in vielen Gutshöfen rund um den Bodensee liefern detaillierte Informationen aus dieser Epoche. Um 15 v.Chr. eroberten römische Truppen die Bodenseeregion. Es fand damals angeblich sogar eine Seeschlacht zwischen den Vindelikern und den römischen Invasoren auf dem See statt, wie Strabo in seiner Geographika schildert. Unter dem Schutz der Legion in Vindonissa (Windisch) entstanden grössere und kleinere Siedlungen. Bregenz wurde zu einer römischen Stadt mit Tempelbezirk, öffentlichen Bauten sowie Wohnquartieren ausgebaut. In Eschenz errichtete man gleichzeitig eine Strassensiedlung mit Brücke über den Rhein. Den Bewohnerinnen und Bewohnern standen dort unter anderem ein öffentliches Bad, Tavernen sowie zahlreiche Geschäfte wie Drechslereien, Töpfereien, Schmieden oder Schusterwerkstätten zur Verfügung. Dank der wassergesättigten Sedimente haben sich in Eschenz, das gemäss Inschriften damals Tasgetium hiess, zahlreiche Befunde und Funde wie Schreibtafeln, Kämme, Fässer, Möbel oder Bürsten aus organischem Material erhalten.

Das fruchtbare Umland wurde von über 120 Gutshöfen bewirtschaftet. Ein dichtes Netz von Verkehrswegen zu Wasser und an Land verband die einzelnen Siedlungen. Auf diesen Routen gelangten viele, teilweise neue Güter und Ideen in die Bodenseeregion. Erstmals wurden Gebäude mit gemörtelten Steinmauern und Ziegeldächern gebaut sowie Wasserleitungen, Mosaike und Bodenheizungen verlegt. Funde von hölzernen Latrinen bezeugen einen gehobenen Wohnstandard.

Nahrungsmittel und Luxusgüter wie Wein, Austern, Granatäpfel, Feigen, Olivenöl, Fischsauce, Gewürze, Geschirr, Glasgefässe etc. importierte man über teilweise enorme Distanzen. Diese Waren und Dienstleistungen waren teuer. Bezahlt wurde mit Gold-, Silber-, Messing-, Bronze- und Kupfermünzen, auf denen der jeweils regierende Kaiser – oder die first lady – mit ihrem Portrait abgebildet war. Innert kürzester Zeit übernahm die einheimische keltische Bevölkerung um den Bodensee den Roman way of life. Sogar die eigene Götterwelt erweiterte und ergänzte man mit Jupiter, Merkur, Venus oder Minerva. Vor 1800 Jahren herrschte hier also eine vielfältiger Götterhimmel. Auch Verstorbene und ihre Grabbeigaben auf Friedhöfen liefern interessante Hinweise auf das damalige Leben. So können beispielsweise Bestattungssitten, Gesundheitszustände oder die Zusammensetzung der Gesellschaft rekonstruiert werden.

Die bei Strabo erwähnte Seeschlacht zwischen den Römern und Vindelikern.

Die Strassensiedlung Tasgetium (Eschenz) im 1. Jh. n.Chr.

Urs Leuzinger, Leiter des Museums für Archäologie des Kantons Thurgau, führte durch die neue Sonderausstellung.

open positions