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Wenn Gesundheit Schule macht

Lehrpersonen, Pädagogen aus allen Stufen, Schulleitungen und Schulbehördenmitglieder kamen aus dem ganzen Kanton Thurgau zusammen, um sich in Amriswil von den Referenten Prof. Dr. Martin Hafen und Ivo Mauch zum Thema «Salutogenes Lehren, Lernen und Leben» inspirieren zu lassen.

Mehrmals jährlich lädt das Amt für Volksschule zu einer Tagung ein, um mit Referaten und Diskussionen gemeinsam das Fachwissen zu erweitern und zu vertiefen. Im ersten Teil beleuchtete Prof. Dr. Martin Hafen das Thema «Salutogenes Lehren, Lernen und Leben» aus bildungstheoretischer Sicht und stellte die provokative Fragen, was Bildung ist und welche Bildung es in Zukunft brauchen wird im Hinblick auf die sich schnell verändernde Erwerbsarbeit, die endlichen ökologischen Ressourcen und ein zunehmendes soziales Ungleichgewicht.

Er führte aus, dass Bildung weit mehr als Auswendiglernen ist. Bildung bedeutet kognitives, emotionales und soziales Lernen und ist als Erwerb von Lebenskompetenzen zu verstehen. Diese sind eng mit der salutogenen (gesundheitsfördernden) Haltung von Lehren und Lernen verknüpft. Er machte in seinem Referat immer wieder darauf aufmerksam, dass Gesundheit und Leistungsvermögen eng mit Bildung verknüpft ist.

Die Lernbegeisterung wahren

Lebenskompetenz entsteht unter anderem aus Vertrauen, sozialer Integration, Sprachkompetenzen und Selbstwirksamkeitserwartung. Somit sei der Auftrag der Schule, die kindliche Lernbegeisterung zu bewahren. Das gelingt, wenn Lerninhalte nicht nur, aber auch selbstbestimmt sein dürfen, die Schülerinnen und Schüler die Bedeutsamkeit der Lerninhalte (an)- erkennen und sich durch die Begeisterung der Lehrkräfte inspirieren lassen. Wenn die Schule den kindlichen Forschungsdrang bewahrt, setze diese auf forschendes Lernen statt auf Auswendiglernen und stelle Zeit für Erfahrungslernen bereit. Unterschiedliche Talente, wie z.B. Musik und Tanz auszubilden und die Unterstützung des kindlichen Bewegungsdrangs, seien ebenso wichtig für eine salutogene Entwicklung.

Hafen betonte, dass der neue Lehrplan mit einem Schwerpunkt auf den Lebenskompetenzen eine gute Ausgangslage sei. Es sei bekannt, führte er aus, dass Bildung ein lebenslanger Prozess ist, der bis ins hohe Alter anhält und dass Lebenskompetenzen nicht per se gelehrt werden können, sondern eine stetiges Anwendungsfeld benötigten. Diese Rahmenbedingungen können die Schulen bieten, ihre Umgebung entsprechend gestalten und somit die Gesundheit und Leistungsbereitschaft erhalten. Erfreulich ist, dass viele Schulen schon auf diesem Weg sind und der neue Lehrplan eine gute Grundlage bietet. Letztendlich profitieren davon die Schülerinnen und Schüler, die Lehrpersonen und die ganze Gesellschaft.

Zeit schaffen und Balance halten

Im zweiten Teil wurde der Begriff der Salutogenese von Ivo Mauch verdeutlicht. Es geht dabei um die Wissenschaft von der Entstehung und Erhaltung von Gesundheit. Er erklärte den Begriff «Fliessgleichgewicht», ein Zustand zwischen Krankheit und Gesundheit. Wichtige Kriterien für die Gesundheit von Lehrpersonen, zeigte er auf, sind zum Beispiel ein stabiles Selbstwertgefühl, ein positives Verhältnis zum Körper, die Fähigkeit zu stabilen sozialen Beziehungen, sinnvolle Arbeit sowie gesunde Arbeitsbedingungen und eine Perspektive für eine lebenswerte Zukunft. Mit anderen Worten ist für die Gesundheit Sinnhaftigkeit, Machbarkeit und Nachvollziehbarkeit zentral.

Ganzheitliches Zeit- und Lebensmanagement verfolgt gemäss Mauch das Ziel, für alle wichtigen Lebensbereiche – Beruf, Beziehungen, Gesundheit und die Frage nach dem Sinn – nicht nur Zeit zu schaffen, sondern diese vier Bereiche auch in Balance zu halten. Die einzelnen Lebensbereiche stehen in gegenseitiger Abhängigkeit zueinander. Durch eine einseitige Überbeanspruchung, wie etwa im Beruf, werde die persönliche Gesundheit ebenso wie private Kontakte oder Beziehungen vernachlässigt; ohne Stütze durch klare Wertvorstellungen und Sinnorientierung werden auf Dauer auch die persönliche Motivation und Fähigkeit zur Leistung rapide absinken. Der Schlüssel zum Erfolg liege in der qualitativen Zeitbalance zwischen allen vier Lebensbereichen.

Die rund 120 Teilnehmenden beteiligten sich rege und konnten sichtlich Erkenntnisse gewinnen, die untereinander diskutiert wurden. Der Abend wurde mit dem Hinweis auf die Folgeveranstaltung SE-konkret «Resilienz und Kooperation in der Schule» im November in Ermatingen abgerundet (vgl. schuletg.ch > Veranstaltungen).


Zu den Referenten:

  • Prof. Dr. Martin Hafen ist Sozialarbeiter und Soziologe und arbeitet als Dozent an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Als Präventionsspezialist beschäftigt er sich intensiv mit dem Zusammenhang von Bildung und Gesundheit
  • Ivo Mauch arbeitet als Dozent und Berater für die Pädagogische Hochschule Bern im Institut für Weiterbildung und Medienbildung. Er ist Arbeits-, Organisations- und Medienpsychologe und Spezialist für Gesundheits- und Führungsfragen.

 

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