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Auenschutzgebiete: der Natur etwas zurück geben

Die Renaturierung im Auenschutzgebiet «Wuer» an der Thur ist ein Beispiel dafür, wie vor 150 Jahren erfolgte Korrekturen am Flusslauf wieder rückgängig gemacht werden können. Die Arbeiten erfolgten im Rahmen des aktuellen Gewässerunterhalts.

Im Wald entlang der Thur begegnet man oft Spuren alter Flussläufe aus der Zeit vor der Gewässerkorrektion, die als Rückzugsgebiet für seltene Tier- und Pflanzenarten dienen. Von 2002 bis 2004 wurden über 300 Hektaren als «Auenschutzgebiete von nationaler Bedeutung» ausgeschieden. Zu den Eingriffen, die in den Schutzanordnungen und Pflegeplänen formuliert sind, gehört auch das Öffnen alter Flussläufe, was im Rahmen des Gewässerunterhaltes durchgeführt wird. Dadurch wird der vor über 150 Jahren erfolgte Eingriff in die Landschaft rückgängig gemacht, die Landschaft wird naturnaher.
 
Alte Flussläufe öffnen
Das Auenschutzgebiet «Wuer», ein Landstreifen beidseits der Thur, rund vier Kilometer flussabwärts von der Rohrerbrücke, umfasst eine Fläche von 130 Hektaren. Hier bestand die Absicht, im Rahmen des diesjährigen Arbeitsprogramms alte Flussläufe zu öffnen. Diese Arbeiten wurden in den ersten Februartagen durchgeführt. Als erster Planungsschritt wurde der frühere Flusslauf abgesteckt und zur Arbeitsvorbereitung auf einen Plan eingezeichnet. Markiert wurden auch Besonderheiten wie Röhrendurchlässe, Anschlüsse an den Binnenkanal, Ausbuchtungen des Binnenkanals, Inseln im neu belebten Flusslauf usw.
 
Neuer Lebensraum für Biber, Fische und Laubfrösche
Die günstige Witterung anfangs Februar liess die Renaturierungsarbeiten zügig vorankommen. Der Wasserstand in den Rinnen stieg rasch an. Wie man aus Erfahrung mit anderen derartigen Eingriffen weiss, wird die Natur die Bauspuren in wenigen Monaten überwachsen und die neuen Lebensräume besetzen. Insbesondere der Biber wird die neu geöffneten Flussläufe voller träge fliessendem Wassers rasch erforschen und in sein Revier integrieren. Zudem erhalten die Fische neue Laichstellen und Aufzuchtgewässer. Zum Laichen sind vor allem bewusst seicht gehaltene Stellen wichtig. Bedeutungsvoll sind diese Ausweitungen auch für die im Binnenkanal vorkommenden seltenen Arten wie Hasel, Nase und Bachneunauge. Laubfrösche und andere Amphibien sind auf Flachuferzonen angewiesen. Damit räuberische Fische nicht eindringen und die Amphibienlarven fressen, wurde ein einzelnes neues Gerinne bewusst nicht an den Binnenkanal angeschlossen.
 
Die fachmännische Arbeit eines erfahrenen Baggerfahrers erkennt man daran, dass der Aushub flächig verteilt ist und die Wurzelbereiche der Bäume nicht abgedeckt sind. So kann die neue Erdschicht von Winterschachtelhalmen und anderen Pflanzen problemlos durchwachsen werden. Im Gegensatz zu früheren Renaturierungen lässt man heute mehr Bäume stehen. Zuviel Licht hat zur Folge, dass sich auf den neuen Bodenoberflächen Neophyten (Goldrute, kanadischer Knöterich usw.) ausbreiten.
 
Da die Thur den nördlich des Dammes gelegenen Wald des Schutzgebiets auch bei starken Hochwassern nicht mehr überfluten wird, vermag die Renaturierung den ursprünglichen Zustand nur bis zu einem gewissen Mass wieder herzustellen. Ein richtiger Auenwald zeichnet sich bekanntlich dadurch aus, dass er periodisch überschwemmt wird, sich neue Bodenschichten ablagern und die Flussläufe ändern.
 
Auenwald 
Im Auenschutzgebiet «Wuer» an der Thur wurden alte Flussläufe wieder geöffnet, um seltenen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum zu bieten.