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Rückblick auf fast 100 Thurgauer Aktivitäten zum Konzilsjubiläum

Am 22. April 1418 erklärte der damals neu gewählte Papst Martin V. das Konzil in Konstanz für beendet. Damit geht im 2018, 600 Jahre später, auch das grosse Konzilsjubiläum zu Ende. Der Thurgau hat fast 100 Aktivitäten und Veranstaltungen in den viereinhalb Jubiläumsjahren organisiert oder angestossen.

2012 wurde von den Chefs der Departemente für Inneres und Volkswirtschaft (DIV) sowie für Erziehung und Kultur (DEK) der Auftrag für die Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes zum Konzilsjubiläum erteilt. 2014 startete das Konzilsjubiläum, das am 22. Juli 2018 mit dem Fest für Europa in Konstanz abgeschlossen wird.

Das grösste Projekt im Rahmen des Konzilsjubiläums war die vom Kanton initiierte vierbändige Publikationsreihe «Der Thurgau im späten Mittelalter». Verschiedene Ausstellungen, touristische Projekte und zahlreiche Veranstaltungen verschiedenster Partner im Kanton Thurgau ergänzten das Jubiläumsprogramm.

Erfolgreich waren die Karten «Auf den Spuren des Konzils», die Konzilsmenus und die Konzilsprodukte, die Ausstellungen im Historischen Museum Thurgau und im Historischen Museum Bischofszell sowie viele kleinere Veranstaltungen wie die Sigismundtafel im Tägermoos etc. Die zahlreichen Projekte trugen dazu bei, die Geschichte des 15. Jahrhunderts zu vermitteln und eine Verbindung zur Gegenwart zu schaffen.

Während des Konzilsjubiläums wurden auch vier Wirtschaftskonzile durchgeführt. Die Ziele waren, volkswirtschaftliche Herausforderungen zu lokalisieren und zu thematisieren sowie Impulse für neue wirtschaftliche Lösungsansätze und Modelle zur Sicherung des Wohlstandes zu entwickeln. Diese wurden zum Teil erreicht.

Für das Konzilsjubiläum im Thurgau arbeitete der Kanton mit verschiedenen Akteuren erfolgreich zusammen. Regierungsrätin Monika Knill betont: «Besonders hervorstreichen möchte ich die erfolgreiche, inspirierende und sehr angenehme Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn in Konstanz. Mit der vertieften Auseinandersetzung dieses geschichtlichen Weltereignisses wurde das Bewusstsein geschärft, welche gemeinsame Geschichte und Vergangenheit der Thurgau und Konstanz haben. Heute trennt uns zwar die Landesgrenze, aber nicht die gegenseitige Verbundenheit und die gemeinsamen Aktivitäten. Ich bin überzeugt, dass wir daraus beidseitige Stärkung erfahren und es uns positiven Ansporn für heutige gemeinsame Interessen gibt.»

Die erfolgreiche Zusammenarbeit gelang aber nicht nur mit Konstanz, sondern auch innerhalb des Kantons zwischen Kultur, Tourismus und Wirtschaft, sowie mit mehreren Gemeinden, die eigene Projekte beisteuerten – so beispielsweise in Kreuzlingen das Museum Rosenegg und das Seemuseum, in Wigoltingen der Mittelaltermarkt auf Schloss Altenklingen sowie in Bischofszell die Ausstellung im Historischen Museum.

Einige der Aktivitäten wurden aus dem Lotteriefonds mitfinanziert. Insgesamt wurden 948‘000 Franken gesprochen.

Fazit aus Sicht des Kantons Thurgau und der Stadt Konstanz

Monika Knill, Chefin des Departementes für Erziehung und Kultur: «Die Art und Weise der inhaltlichen Auseinandersetzung zu den weitreichenden Ereignissen der Konzilsjahre und die Vielfalt der über 90 Thurgauer Konzilsaktivitäten beeindrucken und waren in dieser Form einmalig.»

Rolf Müller, Geschäftsführer Thurgau Tourismus: «Dank der Thurgauer Beteiligung am Jubiläum boten sich uns viele Gelegenheiten, die Gäste rund um den Bodensee auch an unsere Schätze und Spuren aus der Konzilszeit heranzuführen. Mit viel Engagement haben sich unsere Partner diesem bedeutenden Stück Geschichte gewidmet – und mit Ausstellungen, Märkten oder kreativen Konzilmenüs die Erlebnisregion Thurgau-Bodensee in den letzten vier Jahren bereichert. So entstanden viele neue und grenzübergreifende Kontakte, die nach Abschluss der Feierlichkeiten wertvoll bleiben.»

Ruth Bader, Konzilstadt Konstanz: «Das Jubiläum ‚600 Jahre Konstanzer Konzil 2014 bis 2018’ wurde von der konstruktiven und unkomplizierten Zusammenarbeit zwischen dem Thurgau und der Konzilstadt Konstanz geprägt. Das gemeinsame Aufgreifen und Umsetzen des Themas ‚Konstanzer Konzil’ in vielfältige und abwechslungsreiche Angebote sprach die Besucherinnen und Besucher an und fand in den Medien große Resonanz. Der Thurgau bereicherte das Konziljubiläum mit vielfältigen kulturellen und touristischen Angeboten. Projekte wie z.B. der Konzilkoffer als Unterrichtsmaterial für Schulen oder die Konzilsprodukte vervollständigten das Jubiläum mit Angeboten, die ansonsten gefehlt hätten. Mit dem Wirtschaftskonzil und anderen Veranstaltungen kamen wichtige Impulse für das Konziljubiläum aus dem Thurgau. Einer der prägnantesten Erfolge des aktuellen Konziljubiläums ist die erweiterte Perspektive auf das Konstanzer Konzil. Die Aktivitäten im Thurgau trugen dazu bei, dass der mittelalterliche Kongress nicht mehr nur aus kirchenhistorischer Perspektive sondern als Ereignis wahrgenommen wird, das die europäische Geschichte nachhaltig geprägt hat.

Daniel Wessner, Leiter des Amts für Wirtschaft und Arbeit: «Mit dem Wirtschaftskonzil haben wir den Grundgedanken des historischen Konstanzer Konzils aufgegriffen und in die Gegenwart transferiert. Der Erfolg dieser Veranstaltung belegt das Interesse an grenzüberschreitender Zusammenarbeit und deren Relevanz für die Region.»

Politische Folgen des Konzils für den Thurgau

Der grösste und wichtigste Kongress im Mittelalter wurde am 22. April 1418 vom neu gewählten Papst Martin V. für beendet erklärt. Nach viereinhalb Jahren, in denen das religiöse Grossereignis Tausende von Teilnehmern anlockte, war das wichtigste kirchenpolitische Ziel erreicht. Ein neuer Papst war gewählt.

Für den Thurgau hatte das Konzil auch politische Folgen: Der Habsburger Herzog Friedrich IV. verlor aufgrund der Ereignisse rund um die Flucht von Papst Johannes XXIII. fast sein gesamtes Herrschaftsgebiet. Am 8. Mai 1418, nach längeren Verhandlungen in Meersburg und im Kloster Münsterlingen, bestätigte König Sigismund Herzog Friedrich IV. alle Reichslehen. Damit besass Herzog Friedrich das Recht auf die Rücklösung seiner verlorenen Herrschaften; Adlige und Städte zeigten an einer Wiederherstellung der früheren Vorherrschaft Habsburgs allerdings kein Interesse. Der Thurgau glich mehr denn je einem Flickenteppich.

V.l.n.r: Daniel Wessner, Leiter Amt für Wirtschaft und Arbeit, Rolf Müller, Geschäftsführer Thurgau Tourismus, Ruth Bader, Konzilstadt Konstanz, Claudia Thom, Departement Gesellschaft, Stadt Kreuzlingen und Monika Knill, Chefin Departement für Erziehung und Kultur.

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