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Ehrung für zwei vorbildliche Thurgauer Energieprojekte

Rund 80 Energie- und Bauinteressierte nutzten den Energieapéro am 25. April 2018 im Thurgauerhof in Weinfelden, um sich über neue Entwicklungen im Energiebereich zu informieren. Neben der Tour d’Horizon zur kantonalen Energiepolitik durch Regierungsrat Walter Schönholzer und der Würdigung der Thurgauer Preisträger des «Nachhaltigkeitspreises 2017» der Internationalen Bodenseekonferenz stand im Mittelpunkt der Veranstaltung die Frage: Wie lässt sich die Effizienzlücke zwischen Planung und Realität bezüglich des Energieverbrauchs bei Neubauten minimieren?

Wie Regierungsrat Walter Schönholzer in seinem Begrüssungsreferat betonte, hat der Kanton Thurgau mit der Umsetzung der Energiestrategie 2050 – eine Verbundaufgabe von Gemeinden, Kantonen und Bund – bereits begonnen. Wichtige Massnahmen bilden der neue Auftritt der öffentlichen Energieberatungsstellen im Kanton sowie die Erweiterung ihres Beratungsangebotes. Als «eteam – ihre Energieberater» bieten sie der Bevölkerung wie bis anhin die erste Vorgehensberatung kostenlos an. Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer können von Impulsberatungen zu den Themen Heizungsersatz und Energie vom Dach sowie in Zusammenarbeit mit der Thurgauer Kantonalbank von einer energetischen Immobilienbeurteilung profitieren. Betreffend Energieförderprogramm führte Walter Schönholzer aus, dass der Kanton die bisherige jährliche Fördersumme von durchschnittlich 8 Millionen Franken weiterhin gewährleisten könne. Dazu habe der Regierungsrat entschieden, den Energiefonds bei guten Rechnungsabschlüssen zusätzlich zu äufnen. Weitere Massnahmen, wie ein Grundlagenkonzept zur Elektromobilität im Kanton und die Überführung der Gebäudevorschriften, die sogenannten MuKEn 2014 (Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich), ins kantonale Recht, sind in Arbeit.

Würdigung der Thurgauer Preisträger des IBK-Nachhaltigkeitspreises 2017

Die erfolgreiche Umsetzung einer Strategie braucht Vorbilder und Vorkämpfer die aufzeigen was möglich ist und die eine Entwicklung längerfristig wirtschaftlich und damit mehrheitsfähig machen. Diese Vorbildfunktion nehmen immer wieder Unternehmen und Private wahr. Zwei solche Projekte konnte Walter Schönholzer am Energieapéro denn auch würdigen. Das PlusEnergieZentrum Tobel des Architekturbüros Fent aus Wil sowie der Plus-Energie-Bauernhof und das Energie-Engagement von Josef Gemperle aus Fischingen belegen den ersten und zweiten Platz beim Nachhaltigkeitspreis 2017 der Internationalen Bodenseekonferenz, IBK.

(http://www.bodenseekonferenz.org/nachhaltigkeitspreis)

Grosse Herausforderung bei bestehenden Bauten

Im Weiteren prägte ein Thema den Energieapéro, das in der letzten Zeit für Aufmerksamkeit gesorgt hat: Warum kommt es zu Abweichungen zwischen Planung und Realität bezüglich des Energieverbrauchs bei Neubauten? Referentin Sabine Perch-Nielsen, Ernst Basler & Partner, zeigte auf, dass trotz verschiedener Studien nicht geklärt sei, ob es Effizienzlücken, auch Performance Gap genannt, bei Neubauten generell gebe. Im Einzelfall existieren aber in allen Gebäudekategorien (Einfamilienhaus, Mehrfamilienhaus und Verwaltungsbauten) Beispiele, wo der gemessene Energieverbrauch deutlich über dem berechneten liegt. Klar ist hingegen: Bewohnerinnen und Bewohner heizen stärker und lüften und beschatten mehr, als die Standardwerte, die den Berechnungen des Energieverbrauchs zu Grunde liegen, vorgeben. Weitere Ursachen für die Effizienzlücke können Fehler in der Planung, im Bau und im Betrieb sein.

Wie Frau Perch-Nielsen aber betonte, liege aus energiepolitischer Gesamtsicht die Herausforderung bei der Reduktion des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen bei den 90 Prozent vor 2006 gebauten Gebäuden, die sehr viel mehr Energie benötigten als ein Neubau.

Qualität bei Bau und Betrieb sicherstellen

Um Fehler im Bau und Betrieb aufzufangen, bietet Minergie neue Produkte für die Qualitätssicherung (MQS) an. Sie wurden von Patrick Rinaldi, Mitarbeiter der Abteilung Energie, vorgestellt. Bauen ohne Mängel ist das Ziel der Auszeichnung «MQS Bau-geprüft». Dabei stellt der Bauleiter oder Architekt auf der Basis standardisierter Prüfberichte den korrekten Einbau der Bauteile (Fenster, Dämmung) sicher und kontrolliert die fachgerechte Inbetriebsetzung von Heizung oder Komfortlüftung. Bei komplexen Wohn- sowie Verwaltungsbauten oder Schulen übernimmt ein unabhängiger MQS Bauexperte Begleitung, Prüfung sowie fortlaufende Dokumentation des Bauprojekts.

Der Schaffhauser Architekt Peter Sandri vermittelte dem Publikum abschliessend einen Einblick in die Praxis und berichtete über die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt MQS Bau am Beispiel eines Einfamilienhauses in Rheinklingen. Dabei stellte er unter anderem fest, dass die Qualitätskontrolle dank Checklisten und Prüfberichten dem Architekten oder Bauleiter Sicherheit gebe und dazu beitrage, Mängel und Fehler aufzudecken oder zu vermeiden. Gleichzeitig hat die Bauherrschaft die Garantie, dass alles korrekt erstellt worden ist und profitiert von vollständigen Betriebs- und Wartungsanleitungen sowie Instruktionen der Gebäudetechnik.

 

Die Referate des Energieapéros sind zu finden unter: http://www.energie-agenda.ch/html/13/event/1392/eventdate/589

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