Direkt zum Inhalt springen
  • Drucken
  • Sitemap
  • Schriftgrösse
 

Vom indischen Stoff bis zur Thurgauer Unterhose

Der wirtschaftliche Aufschwung im Thurgau beginnt mit der Textilindustrie, die sich bereits im 17. Jahrhundert an den Flussläufen im südlichen Bodenseeraum etabliert. Bald tritt die Region mit ihren Textilprodukten in den globalen Handel ein, ein neues Zeitalter bricht an.

Das Thurgauer Epizentrum des Umbruchs ist in Hauptwil. Vor 300 Jahren krempelt die Familie Gonzenbach die Dorfstruktur um. Innerhalb weniger Jahre entstehen 40 Manufakturhäuser, die Einwohner geraten in die Abhängigkeit des Unternehmens. Diese neue Realität im Thurgau sowie die innovativen Textilprodukte, die in dieser Zeit entstehen, sind Thema der öffentlichen Führung in der Sonderausstellung «Schreck & Schraube. Weltindustrie im Thurgau» vom Mittwoch, 20. Juni 2018, um 18 Uhr.

Vorreiter der Textilindustrie
Im Europa des 17. Jahrhunderts tragen Damen noch grobe Leinenstoffe. Erst die feine und raffiniert bedruckte Baumwolle aus Indien ist angenehm auf der Haut. Wie man diese Stoffe färbt, hat sich der Islikoner Unternehmer Bernhard Greuter angeeignet, der um 1830 in seiner Färberei bereits 300 Mitarbeitende beschäftigt. Ein anderer umtriebiger Schaffer ist der deutsche Einwanderer Joseph Sallmann, der in Amriswil eine Textilindustrie – die heutige ISA Bodywear – begründet und dank der neuartigen Trikotproduktion für Furore sorgt. Ebenfalls aus Deutschland stammt der Einwanderer Georg Gegauf, der im Thurgau die Hohlsaumnähmaschine erfindet, womit die im 19. Jahrhundert beliebten Stickereien maschinell hergestellt werden können.

Nicht auf eine Karte setzen
Was aber, wenn die Wirtschaft kriselt oder gewisse Produkte ausser Mode kommen? Eine Spezialität der stark exportabhängigen Schweizer Unternehmen ist das flexible Ausweichen auf Nischenmärkte. Historikerin Christine Wüest beleuchtet an der Führung die Geschichte verschiedener Thurgauer Fabrikanten und zeigt auf, wie diese es schaffen, auch in schwierigen Zeiten erfolgreich zu bleiben.

An der Führung nimmt Spinnexpertin Sybill Boller die erste industrielle Spinnmaschine, die Spinning Jenny, in Einsatz. Dieser Arbeiterschreck aus dem 18. Jahrhundert bringt in England die Industrialisierung ins Rollen. Im Alten Zeughaus steht die schweizweit einzige Replik und wenn sie in Betrieb ist, wird schlagartig klar, was die Industrialisierung für Arbeiterinnen und Arbeiter damals bedeutete. Die Führung findet im Alten Zeughaus Frauenfeld statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig, der Eintritt ist frei.

Erfindungen wie diese Aufwärtszwirnmaschine befeuern die Textilindustrie im Thurgau.

open positions