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Thurgauer Integrationskurse haben sich etabliert

Im Sommer 2017 hat der Kanton Thurgau seine Integrationskurse gestartet. Zielgruppe sind Personen zwischen zwölf und 24 Jahren mit Migrationshintergrund. Nach einem Jahr Betrieb zieht das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung Bilanz.

«Das ist nicht richtig Schule. Die Lehrerin muss uns vorne alles erklären», hat eine Kursteilnehmerin aus Eritrea in der ersten Woche verzweifelt zu ihrer Mathematik-Kursleiterin gesagt. Selbständiges Arbeiten oder Gruppenarbeiten sind am Anfang schwierig gewesen für die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer. Heute ist die junge Eritreerin eine der Besten im individuellen und selbständigen Arbeiten und hat beeindruckende Fortschritte in Mathematik gemacht.

Einstieg ins Berufsleben

Die Integrationskurse des Kantons Thurgau – eine Erfolgsgeschichte? Nach erst einem Jahr ist dies schwierig zu beantworten, die Fakten sprechen jedoch für sich: Von den insgesamt 196 Personen haben 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – knapp sieben Prozent – das Sprachniveau B1 erreicht und werden im August 2018 eine Lehrstelle antreten. Weitere 30 Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer mit dem gleichen Sprachniveau besuchen ab dem Sommer einen weiterführenden Integrationskurs.

Die Zusammenarbeit mit den zuweisenden Stellen wie der Fachstelle Integration des Migrationsamtes, der Peregrina-Stiftung sowie den Sozialen Diensten der Gemeinden funktioniert gemäss Aussagen der Kursverantwortlichen sehr gut. Das Konzept der Integrationskurse scheint nach einem Betriebsjahr bekannt zu sein. Von den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern sind zehn Prozent keine Migrantinnen oder Migranten, sondern sind im Rahmen eines Familiennachzuges in die Schweiz gekommen. Darunter finden sich beispielsweise Personen aus Italien, Portugal, Spanien oder Argentinien.

Herausforderungen im Schulalltag

In den Klassen mit durchschnittlich 13 Lernenden ist die ganze Bandbreite an Vorkenntnissen vertreten: Vom gut gefüllten Bildungsrucksack bis zu einem fehlenden Schulabschluss. Dazu kommen unterschiedliche Landessprachen, Kulturen und Religionen. Trotz dieser Hürden machen die Lernenden Fortschritte, dies dank dem grossen Einsatz der Lehrpersonen. «Leseverständnis etwa ist eine grosse Herausforderung für die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Integrationskurse», sagt eine Kursleiterin aus Frauenfeld. Obwohl die meisten Jugendlichen mündlich gut unterwegs seien, bereite ihnen das Lesen Mühe. Lesetechniken und viel Training mit aktuellen Texten helfe den Schülerinnen und Schülern, ihre Lesekompetenzen zu steigern. «Die meisten lesen nun sogar gerne in ihrer Freizeit, beispielsweise Zeitungen wie 20Minuten», erklärt die Kursleiterin erfreut.

Weichen für die Berufswahl

«Was mache ich gerne?» Diese Frage, die bei der Berufswahl der hiesigen Jugendlichen ein grosse Rolle spielt, ist für die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer der Integrationskurse zweitrangig. Denn in vielen Kulturen entscheiden ältere Verwandte, was ein junger Mensch zu arbeiten hat. Sich mit seinen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen ist daher ein wichtiger Teil der Integrationskurse, denn der dereinst gewählte Beruf soll passen.

Für das neue Schuljahr gehen die Teilnehmerzahlen leicht zurück. Die Aufnahmestelle Integrationskurse steht für detaillierte Informationen unter www.abb.tg.ch zur Verfügung.

Lernen fürs Leben in den Thurgauer Integrationskursen.
Lernen fürs Leben in den Thurgauer Integrationskursen.