Direkt zum Inhalt springen
  • Drucken
  • Sitemap
  • Schriftgrösse
 

Thurgauer Köpfe – Tot oder lebendig

Wer wird wann und warum ein Thurgauer Kopf? Diese Fragen rückt das Historische Museum Thurgau mit der neuen Sonderausstellung «Thurgauer Köpfe – Tot oder lebendig» ins Zentrum. Die Eröffnung findet am 6. Juni 2020 im Alten Zeughaus Frauenfeld statt.

Ist es eine schillernde Persönlichkeit, das richtige Amt, der familiäre Hintergrund oder eine Anhäufung von Vermögen, die einen Kopf zu einem solchen machen? Vor 50 oder 100 Jahren standen die Chancen gut, dank einer dieser Komponenten zum Kopf zu werden. Im 21. Jahrhundert mit den Social Media haben sich die Voraussetzungen verändert. Jede und jeder kann ein Kopf sein – so das Credo der heutigen Zeit. In der Tat unterscheiden sich die Mechanismen des Köpfemachens je nach Zeit, Umfeld oder Medium. Die Ausstellung im Alten Zeughaus Frauenfeld thematisiert diese Mechanismen in den verschiedenen Epochen von der Kantonsgründung 1803 bis in die Gegenwart und leitet Besucherinnen und Besucher durch die Zeitgeschichte der Häupter-Kürung im Thurgau.

Schein versus Sein

Glasklar ist die Botschaft zu Beginn des Ausstellungsrundgangs: Wer ein Kopf sein will, muss sich inszenieren. Was früher privilegierten Kreisen mit Gemälden und Skulpturen vorbehalten war, wird ab 1900 massentauglich. Eine immer breitere Bevölkerungsschicht kann sich dank der aufkommenden Fotografie ablichten lassen, das Internet treibt diesen Demokratisierungsprozess voran.


Die Macht gepachtet

Häberlin, Spuhler, Anderwert – was ist diesen Thurgauern gemein? Sie zementieren ihren Kopfstatus mithilfe von Macht. Der zweite Sektor der Ausstellung stellt Thurgauer «Machiavellis» vor und schält deren verbindende Elemente heraus. Wie gelangt dieser Typus Mensch an die Macht und mittels welcher Ressourcen kann er sie erfolgreich halten? Besucherinnen und Besucher treffen auf typische Machtattribute aus aller Welt und gewinnen Einblick in die Welt der einflussreichen Thurgauer Familiendynastien.

Die Einflüsterer

Ihr Kopf steht nicht im Rampenlicht, ihrem Einfluss tut dies keinen Abbruch: Strippenzieher ziehen die Fäden im Hintergrund. Über Seilschaften und mittels geschickter Schachzüge beeinflussen sie Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – positiv wie negativ. Die Ausstellung thematisiert die Rolle von Verbindungen und Vereinen im Thurgau und präsentiert dem Publikum Köpfe, die im Kanton Spuren hinterlassen haben.
 
Idealisten und Individualisten

Influencer sind heute in aller Munde – Menschen mit der besonderen Begabung, andere zu beeinflussen, hat es jedoch schon immer gegeben. Während Meinungsmacher früher eher am Rande der Gesellschaft standen, sind sie heute mittendrin. Welche Thurgauerinnen und Thurgauer haben den Kanton geprägt? Wie wurden sie in ihrer Zeit wahrgenommen, mit welchen Augen sieht man sie heute?

Kritische Selbstverortung

Und welche Köpfe bleiben übrig? Der 08/15-Mensch, der Normalo, will niemand sein. Doch was heisst überhaupt normal? Die Ausstellung macht deutlich: Auch hier ist es die Gesellschaft, die den Begriff je nach Zeitgeist definiert.

Am Ende des Rundgangs stellt sich die Frage: Ist der Thurgau ein Land voller Otto Normalverbraucher, die den Lauf der Geschichte in keiner Weise beeinflussen, oder bietet das Land fruchtbaren Boden für Denker und Macher, die über die Landesgrenze hinaus für Schlagzeilen sorgen? Und überhaupt, wo stehen die Besuchenden selbst mit ihren Biographien? Hätten sie sich in den verschiedenen Epochen als Kopf bewährt? Ein Besuch der Sonderausstellung eröffnet Perspektiven zu diesen komplexen Fragen.

Der Kopf im Schloss

Auch im Schloss Frauenfeld prägt ein charismatischer Kopf das Museumsjahr: Marie Elise Bachmann (1879–1955), die ehemalige Besitzerin von Schloss Frauenfeld. Als letzter Spross einer Stettfurter Richterdynastie vermacht sie dem Kanton das historische Gebäude samt umfangreicher Familiensammlung und sorgt mit diesem Schritt dafür, dass vor 60 Jahren das Historische Museum Thurgau seine Tore in passendem Schlossambiente öffnen konnte. Dieses Engagement würdigt das Museum mit zwei multimedialen Räumen, welche die Geschichte der Familie Bachmann aus Stettfurt aufrollen. 

Museumserlebnis hoch sechs

«Thurgauer Köpfe – Tot oder lebendig» läuft von 6. Juni bis 18. Oktober 2020 im Alten Zeughaus Frauenfeld und ist Teil des Kooperationsprojekts «Thurgauer Köpfe. Ein Thema – sechs Museen» von Museen Thurgau. Begleitet wird diese Kooperation von museumsübergreifenden Angeboten. Familien begeben sich auf ein Safari-Abenteuer und lösen anhand einer Schatzkarte in jedem der sechs kantonalen Museen ein Rätsel. Zudem finden während der Sommerferien Aktionswochen mit Erlebnissen für Gross und Klein statt. Angebote für Schulen, die bunte Veranstaltungspalette sowie weitere Informationen finden sich auf der Website: www.museenthurgau.ch

Öffnungszeiten Ausstellungen im Alten Zeughaus Frauenfeld und Schloss Frauenfeld: Di–So, 13–17 Uhr, Eintritt frei

Hybrides Andenken über den Tod hinaus: Totenmaske von Alfred Huggenberger (1867–1960).
Bildnachweis: Meinrad Schade