Direkt zum Inhalt springen
  • Drucken
  • Sitemap
  • Schriftgrösse
 

Der Lehrberuf auf dem Prüfstand

«Einmal LehrerIn? – Immer Lehrerin!». Unter diesem Motto hatte der Förderverein der Pädagogischen Hochschule Thurgau Persönlichkeiten, die den Lehrberuf erlernt, heute aber in anderen Berufen tätig sind, zur Diskussion eingeladen.

Der Förderverein der Pädagogischen Hochschule Thurgau begleitet die Entwicklung der PHTG seit ihrer Gründung und lädt jährlich zu Veranstaltungen rund um die Schule und den Lehrberuf ein. Am diesjährigen Sommeranlass stand der Beruf an sich und die damit verbundenen Karrierechancen im Zentrum. Kantonsrat und Fördervereinspräsident Willy Weibel führte in die zur Diskussion gestellte These ein und machte bereits bei der Vorstellung der Gäste klar, dass das Motto «Einmal LehrerIn?  – Immer Lehrerin!» nicht zu halten war.
 
In lockeren Gesprächsrunden erzählten der Regisseur und die Verbandspräsidentin, der Journalist, der Trainer und die Erwachsenenbildnerin sowie die der Kulturamtsleiter und die Berufspolitikerin über ihre Motivationen, die zur Wahl der ersten Berufsausbildung – und später zum Schritt in eine andere Richtung geführt hatten. Dass die Ausbildung zur Lehrerin oder zum Lehrer in eine Sackgasse münde, wurde ebenso dementiert, wie, dass der Lehrberuf unattraktiv geworden sei. Für viele stellt er – zumindest theoretisch – zudem immer noch eine Alternative zum heutigen Tätigkeitsfeld dar. Einer (der Trainer) hat die Rückkehr gewagt und es bis heute nicht bereut.
 
Die Zuhörerinnen und Zuhörer wurden auch in vergangene Epochen zurückgeführt und wenn etwa Regisseur Jean Grädel von der prägenden Wirkung durch einen Pädagogen wie Willy Schohaus berichtete, konnten im Publikum schon einmal nostalgische Gefühle aufkommen. Dass manches in der Lehrerbildung aber auch heute noch so wahrgenommen werde wie es die Älteren berichteten, bestätigten anwesende Schüler der PMS, die ihre Schule auch Jahre nach der neu geregelten Lehrerausbildung immer noch als «Semi» bezeichnen.
 
Dass die erweiterten Ausbildungswege über die Pädagogischen Hochschulen zudem auch neue Perspektiven eröffneten und besser auf den hochspezialisierten Arbeitsmarkt der heutigen Zeit vorbereiten würden, blieb unbestritten. Für Generalisten sei heute weniger Raum, da für viele Berufsfelder die speziellen Fachdiplome gefordert würden. Trotzdem: ein Studienabschluss mit Lehrbefähigung sei auch heute noch eine gute Ausgangslage, das konnte aus allen drei Gesprächspodien herausgehört werden. Und auch, dass die Situation an den Schulen nicht mehr den Schulerinnerungen entsprächen. Ein Umstand, der von Lehrberufsfernen bei ihren Urteilen oft verkannt werde.
 
In seinem Schlusswort wies Rektor Ernst Preisig darauf hin, dass der Lehrberuf zu einem klassischen Lebensabschnittsberuf geworden sei, viele ihn also als Sprungbrett in andere Sparten wählten. Er wagte zudem die Prognose, dass im Jahr 2051 keine und keiner des Abschlussjahrgangs 2011 noch in der Volksschule unterrichten werde.
 
Die drei Gesprächsrunden wurden aufgezeichnet und  können auf der E-Learning-Plattform der PHTG nachverfolgt werden. Dort ist auch eine weiterführende Diskussion möglich – und erwünscht.