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Schulentwicklung - gemeinsam statt einsam!

Wie kann die Schulentwicklung in den Ostschweizer Kantonen koordiniert werden und ist das überhaupt sinnvoll? Dieser Frage sind im Rahmen der Akademie 2005 der EDK-Ost (Erziehungsdirektorenkonferenz-Ost) kürzlich in der Kartause Ittingen bei Frauenfeld über 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus neun Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein nachgegangen. Fazit: Es braucht mehr Zusammenarbeit, sie ist zweckmässig und wertvoll.

Schulentwicklung - gemeinsam statt einsam!

 

Wie kann die Schulentwicklung in den Ostschweizer Kantonen koordiniert werden und ist das überhaupt sinnvoll? Dieser Frage sind im Rahmen der Akademie 2005 der EDK-Ost (Erziehungsdirektorenkonferenz-Ost) kürzlich in der Kartause Ittingen bei Frauenfeld über 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus neun Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein nachgegangen. Fazit: Es braucht mehr Zusammenarbeit, sie ist zweckmässig und wertvoll.

In der Einladung zur Akademie 2005 wurde der Titel “Schulentwicklung in den Ostschweizer Kantonen - gemeinsam oder einsam?" mit einem Fragezeichen gesetzt. Die Referate, Workshops und eine Podiumsdiskussion führten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ostschweizer Bildungsverwaltungen jedoch klar vor Augen, dass eine verstärkte Zusammenarbeit, vermehrte Koordination und mehr Harmonisierung vor allem auf der strategischen Ebene nicht nur gewünscht, sondern auch gefordert sind. Trotzdem soll der Bildungsföderalismus in vernünftigem Rahmen weiter gepflegt werden im Wissen, dass auf operativer Ebene viele Entscheide auf kantonaler Ebene verbleiben werden.

Schule als permanentes Projekt

Den theoretischen Grundstein für die Akademie 2005 legten Ernst Trachsler und Achim Brosziewsky von der Pädagogischen Hochschule Thurgau mit dem Impulsreferat «Schulentwicklung zwischen Konzepten und Konkretisierung». «Schulfachleute seien zahlreich», führte Ernst Trachsler aus und er fragte die Anwesenden: «Weshalb tun wir uns mit der Schulentwicklung so schwer?» Er beantwortete die Frage damit, dass die Schulentwicklung im Detail ein sehr anspruchsvolles Thema sei. Gemäss Achim Brosziewsky muss sich die Schule als Organisation verstehen, in der das Credo der Organisationsentwicklung, dass Betroffene zu Beteiligten gemacht werden müssten, zu beachten sei. Ein Ende der Veränderungen in der Schulentwicklung sei nicht abzusehen, vielmehr sei die Schule ein permanentes Projekt.

Meinungsaustausch in zehn Workshops

In insgesamt zehn Workshops setzten sich die Teilnehmenden mit wichtigen schulischen Themen auseinander. Fast durchwegs wurde der Wunsch nach mehr Zusammenarbeit und Koordination laut. Es sei wenig sinnvoll, wenn alle Kantone, selbst die kleinsten, sich alleine mit den gleichen schulischen Problemen auseinander setzten. Zuhanden der EDK-Ost wurden verschiedene Wünsche formuliert. So sollen die Blockzeiten flächendeckend im Gebiet der EDK-Ost eingeführt werden und die EDK-Ost solle sich mit familien- und schulergänzenden Tagesstrukturen beschäftigen. Eine weitere Workshopgruppe forderte die Anerkennung der Migrantensprachen und mehr Öffentlichkeitsarbeit für eine gute Schule für alle, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und sozialer Schicht. Im Bereich Bildungsmonitoring wurde die Frage gestellt, ob es sinnvoll sei, wenn alle Kantone eigene Test entwickelten. Es müsse ein klare Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen angestrebt werden.

Vernetzung und gemeinsame Plattformen

In der Oberstufe wurde eine grosse Modellvielfalt festgestellt. Dabei dränge sich eine stärkere Vernetzung geradezu auf und es wurde der Wunsch geäussert, ein diesbezügliches ostschweizerisches Kompetenzzentrum aufzubauen. Oberstes Ziel all dieser Anstrengungen müsse aber bleiben, dass alle Schulabgängerinnen und Schulabgänger den Weg ins Berufsleben fänden. Schulleitungen stünden im Clinch zwischen Bürokratie und Pädagogik, stellte eine andere Workshopgruppe fest. Hauptaufgabe der Schulleitungen müssten hingegen die Unterrichtsentwicklung und die Umsetzung eines Qualitätskonzeptes sein, deshalb müsse eine Aufgabenteilung in einen administrativen und einen pädagogischen Teil angestrebt werden. Weitere Workshops widmeten sich den Themen Sonderpädagogik, der schulischen Sozialarbeit, der Schulevaluation und dem Sprachenkonzept, dem grossen gemeinsamen Projekt der EDK-Ost.

Hat der Bildungsföderalismus ausgedient?

Diese Frage wurde in einer Podiumsdiskussion den Generalsekretärinnen und -sekretären der Ostschweizer Erziehungsdepartemente gestellt. Der Tenor war einhellig: Es braucht ein Bekenntnis zu einer verstärkten und verbindlichen Zusammenarbeit, sonst kommt der Bildungsföderalismus unter Druck. Trotz mehr Koordination und Harmonisierung dürfe aber nicht ausser acht gelassen werden, dass ein zentrales System nicht effizienter sei und dass in einem föderalen System schneller auf Veränderungen reagiert werden könne. Im Weiteren sei zu beachten, wie weit die Politik und das Volk eine Zentralisierung im Schulwesen überhaupt akzeptieren würden. Daraus folgerten die Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer, dass der Bildungsföderalismus in einem vernünftigen Rahmen weiter gepflegt werden solle, dass aber so viel wie möglich koordiniert werden müsse. Schliesslich kam auch der zunehmende wirtschaftliche Druck auf die Schule zur Sprache. Diesen gelte es nicht als Bedrohung wahrzunehmen, wurde betont, sondern als Chance, Dinge besser zu machen, sie zu verändern oder sich von ihnen zu verabschieden.

Über Auswertung der Ergebnisse der Akademie 2005 und ihre Beschlüsse wird die EDK-Ostschweiz zu gegebener Zeit informieren.