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Tierversuch zum Wohl der Kühe und Milchbauern

Die Milchkühe sind in den letzten Jahren immer grösser geworden, während die Abmessungen der Melkstände gleich geblieben ist. Darunter leiden die Tiere und die Wirtschaftlichkeit der Produktion gleichermassen. Mit einem Tierversuch will ein Team der Forschungsanstalt Agroscope in Tänikon die optimale Grösse von Melkständen herausfinden. Die Resultate sollen in die Tierschutzverordnung einfliessen.

Das Wort «Tierversuch» löst Emotionen aus. In den allermeisten Fällen allerdings müssen die Tiere bei den Versuchen nicht leiden, wie Paul Witzig, Kantonstierarzt und Leiter des Veterinäramtes des Kantons Thurgau, am 15. Juli 2014 anlässlich einer Medienorientierung ausführte. 17 Tierversuche laufen derzeit im Kanton Thurgau, 14 davon haben den Schweregrad 0. Das heisst, das Allgemeinbefinden der Tiere wird in keiner Weise beeinträchtigt.

Strenges Bewilligungsverfahren

Bevor im Kanton Thurgau ein Tierversuch durchgeführt werden darf, müssen Gesuchsteller gemäss der Tierschutzgesetzgebung ein strikte geregeltes Verfahren durchlaufen. Ein Tierversuch kann erst starten, wenn das kantonale Veterinäramt und eine professionelle Fachkommission das Gesuch gutgeheissen haben. Für einen positiven Entscheid müssen die Gesuchsteller gemäss Paul Witzig darlegen können, dass ein Versuch Mensch und/oder Tier erheblich mehr nützt als dem Tier schadet.

Wohlbefinden der Kühe erhöht Wirtschaftlichkeit

Beispielhaft dafür steht ein derzeit laufender Tierversuch der Forschungsanstalt Agroscope in Tänikon. Wie Michael Zähner, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Kompetenzzentrums für landwirtschaftliche Forschung, ausführte, wird dabei untersucht, wie sich das Wohlbefinden von Milchkühen bei wechselnder Grösse der Melkplätze verändert. Das Thema ist aktuell, denn die Zucht hat dazu geführt, dass die Kühe in den letzten Jahren immer grösser wurden. Allerdings tragen dem selbst Melkstände der neusten Generation keine Rechnung. Die enger werdenden Platzverhältnisse führen dazu, dass sich die Kühe nicht wohlfühlen. Das ist nicht nur aus Tierschutzsicht stossend. Denn wenn den Kühen die Umgebung während des Melkvorgangs nicht behagt, wirkt sich das negativ auf die Milchqualität und -menge aus. Zudem sind die Kühe krankheitsanfälliger, was Tierarztkosten verursacht.

Grundlage für Anpassung der Tierschutzverordnung

In einem Versuchsmelkstand auf dem Gelände von Agroscope beobachten Forscher während zwei Monaten, welchen Einfluss die Grösse der Melkstände auf das Verhalten der Kühe und deren Milchertrag hat. Die Melkstände für zweimal fünf Kühe pro Melkgang sind so konstruiert, dass deren Grösse variiert werden kann. Die Erkenntnisse des Tierversuchs werden in eine Studie einfliessen. Diese soll als Grundlage für eine Anpassung der Tierschutzverordnung dienen, in der es bisher keine Mindestanforderung für die Grösse von Melkständen gibt.

Kantonstierarzt Paul Witzig (links) und Agroscope-Wissenschafter Michael Zähner erläutern in Tänikon den Versuch im Melkstand.
Kantonstierarzt Paul Witzig (links) und Agroscope-Wissenschafter Michael Zähner erläutern in Tänikon den Versuch im Melkstand.

Das Verhalten der Kühe wird beim Melken in den verschieden grossen Melkständen beobachtet.
Das Verhalten der Kühe wird beim Melken in den verschieden grossen Melkständen beobachtet.


Geduldig warten die Kühe, bis sie gemolken sind.
Geduldig warten die Kühe, bis sie gemolken sind.