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Der Waldrand - Biodiversitätshotspot und Schnittstelle zwischen Wald und Landwirtschaft

Der Waldrand ist ein Biodiversitätshotspot. Auf engstem Raum kann er Lebensraum für eine riesige Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten bieten. Ein Waldrand benötigt aber regelmässige Pflege, damit er eine grosse Struktur- und Artenvielfalt beibehält und sich nicht ins Kulturland ausdehnt. Zum Internationalen Tag des Waldes orientierte das Forstamt zusammen mit dem Verband Thurgauer Landwirtschaft im Forstrevier Fischingen über die ökologische Bedeutung der Waldränder und demonstrierte artenfördernde Pflegemassenahmen.

Durch die variierende Sonneneinstrahlung entstehen am Waldrand Nischen für verschiedenste Pflanzenarten. Diese bieten zahlreichen Tierarten Nahrung, Deckungs-möglichkeiten sowie Nist- und Brutplätze. Süd bis südwest exponierte Waldränder mit der stärksten Sonneneinstrahlung sind besonders artenreich und wertvoll. Die Artenvielfalt hängt auch davon ab, wie breit der Übergangsbereich zwischen Wald und angrenzendem Kulturland ausfällt. Waldränder haben folglich eine grosse Bedeutung für die Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft. Am Waldrand treffen aber nicht nur unterschiedliche Lebensräume aufeinander, sondern auch forstwirtschaftliche, landwirtschaftliche und ökologische Interessen.


Aufbau, Struktur und Pflege von ökologisch wertvollen Waldrändern

Kreisforstingenieur Urban Hettich erklärte, dass sich ein Waldrand optimalerweise aus einem stufigen Waldmantel mit ausgedehntem Strauchgürtel und einem vorgelagerten Krautsaum zusammensetzt. Totholz sowie Ast- und Steinhaufen bieten weitere wichtige Lebensraumelemente. Ohne regelmässige Pflegeeingriffe bleiben wertvolle Waldrand-strukturen aber nicht erhalten. Die natürliche Sukzession führt dazu, dass sich hoch-wachsende Bäume bis zur Kulturlandgrenze hinaus entwickeln. Damit sind gemäss Jakob Hug, Landwirt und Vizepräsident des Verbandes Thurgauer Landwirtschaft, negative und wachstumsreduzierende Folgen für das Landwirtschaftsland verbunde. Dies sind etwa Schattenwurf, Nährstoff- und Wasserentzug sowie vermehrter Eintrag von Laub und Astmaterial. Um diese natürliche Entwicklung aufzuhalten und so die wertvollen Waldrandstrukturen und die landwirtschaftlichen Nutzflächen zu erhalten, sind regelmässige Pflegeeingriffe am Waldrand nötig.


Zusammenarbeit verschiedener Beteiligter

Waldrandaufwertungen dienen dem Wald und dem Landwirtschaftsland, sie lassen sich aber gemäss Revierförster Roger Hollenstein auch nur in Zusammenarbeit zwischen Wald und Landwirtschaft realisieren. Oft ist es nötig, dass Bäume auf das angrenzende Kulturland gefällt werden können und dass auch der Abtransport über das Kulturland erfolgen kann. Zudem kann durch eine Zusammenarbeit die ökologische Wirkung der Aufwertungsmassnahmen erhöht werden. Dort, wo ein aufgewerteter Waldrand auf einen extensiv bewirtschafteten Krautsaum trifft und sich weiter extensiv bewirtschaftete Flächen in der Nähe befinden, lässt sich die beste Wirkung für die Natur erzielen.


Unterstützung durch Bund und Kanton

Bund und Kanton unterstützen Aufwertungsmassnahmen an Waldrändern mit Beiträgen. Damit konnten im Thurgau in den letzten Jahren bei über 20 Kilometern Waldrand eine ökologische Aufwertung eingeleitet oder die vorhandenen Strukturen gepflegt werden. Auch für die nächsten Jahre stehen finanzielle Mittel zur Verfügung, so dass zahlreiche weitere Waldrandeingriffe umgesetzt werden können. Voraussetzung für den Erhalt von Beiträgen ist, dass der örtliche Revierförster bereits vor der Umsetzung der Massnahmen beigezogen wird. Er berät die Waldeigentümer hinsichtlich der Pflegemassnahmen und muss, wie bei jedem Holzschlag im Wald, die Holznutzung bewilligen.

 

Kreisforstingenieur Urban Hettich
Kreisforstingenieur Urban Hettich erläuterte, welche Faktoren für die grosse Artenvielfalt am Waldrand ausschlaggebend sind.


Jakob Hug, Landwirt, Vizepräsident Verband Thurgauer Landwirtschaft und Forstrevierpräsident
Jakob Hug, Landwirt, Vizepräsident Verband Thurgauer Landwirtschaft und Forstrevierpräsident, legte die Vorteile dar, welche sowohl der Wald als auch das Kulturland durch Waldrandaufwertungen erfahren.


Revierförster Roger Hollenstein
Revierförster Roger Hollenstein erläuterte, wie an einem einförmigen, artenarmen Waldrand ein erster Pflegeeingriff zur ökologischen Aufwertung ausgeführt worden ist.