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Vorteil naturnah: Mehr Biodiversität in Dörfern und Städten

Zugunsten der Biodiversität im Siedlungsraum unterstützt der Kanton Thurgau die Gemeinden neu mit der Initiative «Vorteil naturnah» dabei, die öffentlichen Grün- und Freiräume ökologisch aufzuwerten. Die Pilotgemeinden Eschlikon und Sirnach zeigen, was für Massnahmen möglich sind.

Verbreitete Schotterflächen, Bodenversiegelung und viele exotische Pflanzen: Mit der Biodiversität im Siedlungsraum steht es nicht zum Besten. So hat das Biodiversitätsmonitoring Thurgau u.a. gezeigt, dass die Anzahl Vogelarten im Siedlungsraum seit 2009 deutlich abgenommen hat. Ergänzend zu den bisherigen Anstrengungen in der Landwirtschaft und in Naturschutzgebieten hat der Regierungsrat deshalb entschieden, dass der Kanton neu die Gemeinden mit dem Projekt «Vorteil naturnah» dabei unterstützt, die öffentlichen Grün- und Freiräume ökologisch aufzuwerten. «Die Vorteile liegen auf der Hand», sagte Matthias Künzler, Leiter der Abteilung Natur und Landschaft im kantonalen Amt für Raumentwicklung, an einer Medienorientierung. «Mit dem Projekt fördern wir die Artenvielfalt im Siedlungsraum, ausserdem gewinnen schöne naturnahe Flächen mit der angestrebten Innenverdichtung an Bedeutung.»

Künzler sieht die Rolle des Kantons in erster Linie in der Unterstützung der Gemeinden. Seit 2018 gibt es ein Pilotprojekt in Eschlikon und Sirnach. Dabei wurden Flächen mit Potenzial für einmalige Aufwertungen und naturnahe Pflege systematisch in einem Grundlagenpapier erfasst. In einem zweiten Schritt wurden die Aufwertungskosten pro Fläche und die spätere Pflege bestimmt. In diesem Jahr wurden in Eschlikon bereits erste Massnahmen umgesetzt: So wurden eintönige Rasen zu bunten Blumenwiesen umgestaltet oder exotische Hecken durch einheimische ersetzt. Die Erfahrungen sind positiv, wie Gemeindepräsident Hans Mäder sagte: «Wir wollen uns wohl fühlen im Dorf. Die aufgewerteten Grünflächen tragen dazu bei. Und sie sind erst noch günstiger im Unterhalt.»

Gestützt auf das Natur- und Heimatschutzgesetzt beteiligt sich der Kanton mit 50 Prozent an der Erarbeitung von Grundlagenpapieren und der Finanzierung von Massnahmen. Basis dafür ist eine Leistungsvereinbarung zwischen der Gemeinde und dem Kanton. Insgesamt hat der Regierungsrat das Amt für Raumentwicklung ermächtigt, in den Jahren 2020 - 2023 Leistungsvereinbarungen im Gesamtumfang von 950 000 Franken zu unterzeichnen - unter Vorbehalt der mündlich zugesagten Bundesmittel von rund 600 000 Franken. Gemäss Einschätzung des Amts werden bis ins Jahr 2023 25 Gemeinden ein Grundlagenpapier ausarbeiten und 20 Gemeinden die Massnahmen umsetzen.

Gemeinden, die ihre öffentlichen Flächen naturnäher gestalten möchten, können sich ab sofort bei Eveline Gisel vom Amt für Raumentwicklung melden. Andrea Näf-Clasen, Leiterin des Amtes für Raumentwicklung, hofft auf reges Interesse: «Die Zeit ist reif, der Natur in unseren Dörfern und Städten wieder mehr Raum zu geben.»

Weitere Informationen: www.vorteilnaturnah.tg.ch

Planung von naturnahen Grünflächen in Eschlikon.

Umsetzung von naturnahen Grünflächen in Eschlikon.
Umfassende Planung (Bild 1) und Umsetzung (Bild 2) von naturnahen Grünflächen in Eschlikon.