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Rettung für Komturei Tobel in Sicht

Der Kanton Thurgau soll einer zu gründenden «Stiftung Komturei Tobel» die Liegenschaften der Komturei Tobel übergeben und die Stiftung mit einem Kapital von 2,9 Millionen Franken ausstatten. Diesen Vorschlag unterbreitet der Regierungsrat mittels einer Botschaft dem Grossen Rat. Gemäss den Resultaten einer umfangreichen Projektarbeit soll in der Komturei zur Hauptsache eine sogenannte Time-out-Schule mit einem Jugendinternat sowie eine Seniorenresidenz entstehen.

Rettung für Komturei Tobel in Sicht

 

Der Kanton Thurgau soll einer zu gründenden «Stiftung Komturei Tobel» die Liegenschaften der Komturei Tobel übergeben und die Stiftung mit einem Kapital von 2,9 Millionen Franken ausstatten. Diesen Vorschlag unterbreitet der Regierungsrat mittels einer Botschaft dem Grossen Rat. Gemäss den Resultaten einer umfangreichen Projektarbeit soll in der Komturei zur Hauptsache eine sogenannte Time-out-Schule mit einem Jugendinternat sowie eine Seniorenresidenz entstehen.

Die Komturei Tobel, im 13. Jahrhundert vom Johanniterorden zum Schutz der Pilger errichtet, harrt seit den 70er-Jahren einer neuen Zweckbestimmung. Der Regierungsrat will nun das denkmalpflegerisch sehr wertvolle Gebäude samt Umgelände der «Stiftung Komturei Tobel» schenken. Diese beabsichtigt, die Gebäude einer neuen Nutzung zukommen zu lassen. Gelingt das Werk, habe der Kanton seine gesetzlichen Verpflichtungen hinsichtlich der historisch wertvollen Liegenschaft mit einem klar begrenzten finanziellen Engagement erfüllt und gleichzeitig wichtige regionalpolitische Impulse gesetzt, schreibt der Regierungsrat. Obwohl es keine absolute Gewissheit gebe, dass das Konzept letztlich zum Erfolg führe, sieht der Regierungsrat keine Alternative zum nun vorliegenden Lösungsvorschlag.

Geschichte der Komturei

Im 13. Jahrhundert siedelten sich in Tobel, am Weg von Konstanz nach Einsiedeln, zum Schutz und zur Pflege der Pilger Johanniter an. Die Niederlassung dieses geistlichen Ritterordens erfüllte im 17. und 18. Jahrhundert die Aufgabe eines Verwaltungs- und Gerichtszentrums und wurde zur Zeit der Französischen Revolution aufgehoben. Die von Gasparo Bagnato 1744 erbauten Gebäude fielen im Jahre 1807 an den Staat Thurgau. Dieser errichtete 1811 in Tobel ein “Zucht- und Arbeitshaus“. Die Nebengebäude wurden für den Landwirtschaftsbetrieb genutzt. 1972 wurde die Strafanstalt verlegt und 1986 der Landwirtschaftsbetrieb ausgesiedelt. 1979 musste der bachseitige Flügel abgebrochen werden. Er hätte mit dem Projekt eines Museums für Bauern- und Dorfkultur rekonstruiert werden sollen. Am 3. März 1991 jedoch verwarf das Thurgauer Volk einen Kredit von 9,13 Mio. Franken für die Restaurierung und den Ausbau zu einem Museum; die Suche nach einer zweckmässigen Nutzung der barocken, schlossförmigen Klosteranlage blieb ergebnislos. Auch der Versuch, die Gebäude der Gemeinde Tobel-Tägerschen zu verkaufen, scheiterte.

Time-out-Schule und Wohnen im Alter

Weil der Kanton gemäss Natur- und Heimatschutzgesetz einen gesetzlichen Auftrag zur Erhaltung von historischen Liegenschaften hat, nahm sich 2002 das Departement für Bau und Umwelt des Dossiers Komturei an. Nach einem öffentlichen Workshop zeigte es sich, dass die Projekte «Time-out» und «Baustelle der Generationen» am ehesten realisierbar schienen. Im Dezember 2003 erteilte der Regierungsrat einen Projektauftrag zur Erarbeitung der Entscheidgrundlagen für das weitere Vorgehen. Im Mai 2005 unterbreitete die Projektgruppe ihre Vorschläge dem Regierungsrat. Im Zentrum stehen dabei zwei Nutzungsideen: «Pik», eine Time-out-Schule für Jugendliche und «Trianon - aktiv im Alter», Servicewohnen für aktive Seniorinnen und Senioren. Verschiedene Verbund- und Nebenprojekte ergänzen die Hauptnutzung. Bindeglied des Gesamtkonzepts wird eine private Stiftung sein, welche die Immobilien verwaltet und die entsprechenden Nutzungsverträge abschliessen wird.

Realisierung in drei Phasen

Geplant ist, das vorgeschlagene Konzept in drei Phasen umzusetzen. In der ersten Phase mit einem Investitionsbedarf von rund acht Millionen Franken soll im westlichen Teil ein Internat gebaut werden sowie das Haupthaus und weitere Gebäude instand gestellt werden. In der zweiten Phase soll für ebenfalls rund acht Millionen Franken ein neuer Südflügel für Wohnen im Alter erstellt werden. Die dritte Phase soll neue Unterkunftsmöglichkeiten im ehemaligen Gefängnistrakt und einem Neubau bieten. Für diese letzte Phase wird mit Aufwänden von rund 4,4 Millionen Franken gerechnet. Die beantragte Widmung des Stiftungskapitals, die Schenkung der Liegenschaften und die Finanzierung sind primär auf die Phase 1 ausgerichtet. Sie ist so konzipiert, dass sie auch allein eine langfristige Wiederbelebung des Areals sicherstellen kann. Ob und wann die Phasen 2 und 3 realisiert werden, wird vom Willen, vom Engagement und von den finanziellen Möglichkeiten der künftigen Trägerschaft abhängig sein.


 Finanzierung

Die Investitionen von gut acht Millionen Franken für die erste Phase sollen in erster Linie durch das Stiftungskapital des Kantons Thurgau in der Höhe von 2,9 Millionen Franken, durch weitere durch die Stiftung aufzubringende Mittel sowie Fremdkapital aufgebracht werden. Für die Aufnahme des Fremdkapitals liegen Bankzusagen für die ersten zwei Phasen im Gesamtbetrag von 11,7 Millionen Franken vor. Trägerin des Gesamtprojektes soll eine Stiftung sein mit dem Zweck, die Komturei zu nutzen, zu beleben und zu erneuern. Die Komturei soll zum sozialen, kulturellen und gastronomischen Flechtwerk der Generationen werden und Menschen jeden Alters den geeigneten Rahmen für eine optimale Entfaltung bieten.

Regierungsrat Hans Peter Ruprecht erläutert die Pläne zur Rettung der Komturei Tobel an einer Medienkonferenz am Freitag 1. Juli