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Schweizer Premiere: Datenbank der Denkmalpflege im Internet abrufbar

Das Amt für Denkmalpflege inventarisiert seit vierzig Jahren systematisch den historischen Baubestand des Kantons. Heute sind über 35 000 Objekte erfasst und eingestuft. Bisher erschienen die Hinweisinventare gemeindeweise als Bücher in Kleinstauflage. Ab sofort können sämtliche inventarisierten Bauten uneingeschränkt auf der Homepage der Denkmalpflege abgerufen werden. Damit verfügt der Kanton Thurgau über das schweizweit erste flächendeckende Denkmälerinventar im Internet.

Die Denkmaldatenbank auf www.denkmalpflege.tg.ch ist für alle zugänglich, einfach zu bedienen und stets nachgeführt. Am Donnerstag, 4. August, wurde die Installation im Rahmen der siebten Sommermedienfahrt vorgestellt.

Dass der Kanton Thurgau über ein flächendeckendes Denkmälerinventar verfüge, welches ab heute im Internet zur Verfügung stehe, sei das Resultat langwieriger Arbeit, erklärte Beatrice Sendner, Leiterin des Amtes für Denkmalpflege, vor den Medien. Während vier Jahrzehnten hätten Mitarbeitende mit Fleiss und Ausdauer vor Ort und im Büro systematisch Daten zusammengetragen und somit den Grundstein für die denkmalpflegerische Arbeit gelegt. Immer wieder werde die Denkmalpflege über den Schutzzustand von Gebäuden angefragt; jetzt könnten sich die Interessierten selber direkt informieren. Die Angaben der Denkmalpflege seien allerdings ohne Gewähr. Nur die Gemeinden könnten eigentümerverbindliche Aussagen machen, da sie gemäss Gesetz für den Schutz von Bauwerken zuständig seien.

Aus heutiger Sicht stehe fest, dass das Hinweisinventar von Beginn an richtig konzipiert worden sei, betonte Christian Coradi, Leiter Inventarisation. System und Methode seien immer wieder überprüft und angepasst worden. Neuste technische Möglichkeiten habe man sich dank intensiver Zusammenarbeit mit dem Amt für Geoinformation zu Nutze gemacht. Die Entwicklung der Datenbank sei mit dem Internetauftritt nicht abgeschlossen. Weitere Verbesserungen und Anpassungen wie zum Beispiel die Verknüpfung mit dem Fotoarchiv sowie mit historischen Persönlichkeiten würden laufend umgesetzt.

Die Inventarisierung von Baudenkmälern hat im Thurgau eine lange Tradition. 1941 traf der Regierungsrat den wegweisenden Entscheid, die Kunstdenkmäler erfassen zu lassen. Mit dieser Aufgabe wurde 1946 Albert Knoepfli betraut. Damit legte man den Grundstein zur Thurgauer Denkmalpflege. Anfänglich inventarisierte Knoepfli vorwiegend für die Thurgauer Ausgabe der Buchreihe «Die Kunstdenkmäler der Schweiz». In den frühen 1970er Jahre entwickelte man ein Kurzinventar, welches «Hinweise» auf erhaltenswerte Bauwerke liefern sollte – daher der Name Hinweisinventar. Dieses Einzelbauinventar erfasste nicht nur «hervorragende Kunstwerke», sondern alle erhaltenswerten Bauten.

Die Gemeinden wurden beauftragt, aufgrund dieser Hinweise die aufgeführten Häuser zu schützen; ein kantonales Natur- und Heimatschutzgesetz existierte damals noch nicht. Neu waren neben der knappen Form auch die systematische und gemeindeweise Vorgehensweise. Schon bald ging man dazu über, sämtliche Bauten, d.h. auch nicht unbedingt erhaltenswerte, ab einem bestimmten Alter zu erfassen. Die Inventarisationsgrenze lag anfänglich beim Baujahr 1920, später bei 1940. Bis im Jahr 2000 waren sämtliche 217 Thurgauer Orts- und Einheitsgemeinden in total 234 Buchbänden inventarisiert. Seit 2001 werden die ältesten Inventare sukzessive revidiert - die Inventarisationsgrenze liegt inzwischen beim Baujahr 1959. Bis jetzt wurden 42 Gemeinden revidiert; in zehn Jahren sollten die verbleibenden Inventare überarbeitet sein.

Das Hinweisinventar der Denkmalpflege hat sich nicht nur inhaltlich, sondern auch äusserlich entwickelt. Die ersten Inventare bestanden aus mit Schreibmaschine beschriebenen Blättern mit eingeklebten Fotografien, welche fotokopiert und zu Ringheften gebunden wurden. Später wurde für jedes Objekt eine Karteikarte mit einem Foto angefertigt. Aus diesen Karteien entstanden gebundene Buchbände. 1991 begann mit der Anschaffung eines Datenbankprogramms das Computerzeitalter. 2005 erfolgte die Einbindung ins Intranet der kantonalen Verwaltung und nun am 4. August 2011 der Gang ins Internet. Mit diesem Schritt wird die Buchproduktion nicht mehr weitergeführt.

Das Hinweisinventar war laut einer Ausgabe von 1974 als «Arbeitshilfe für die Gemeindebehörden» gedacht. Es wurden aber auch verschiedene kantonale Amtsstellen und andere Gremien sowie Vereine bedient. Gleichzeitig sollte es jedermann zugänglich sein. Mit dem Internetauftritt wird das Hinweisinventar den vielfältigen Ansprüchen noch besser gerecht. Es dient einerseits als Nachschlagewerk der thurgauischen Baukultur und damit als Grundlage für den Erhalt sowie die Pflege des baulichen Erbes. Seinen praktischen Zweck erfüllt es als Informations- und Arbeitsinstrument für die Gemeinden sowie die Denkmalpflege. Als umfassende Informationsquelle schafft es auch Rechtsgleichheit für die Bürger.

Gegenwärtig umfasst die Denkmaldatenbank 35 245 Datensätze über historische Bauten. Davon werden 516 als «besonders wertvoll» und 6995 als «wertvoll» eingestuft. 17 667 Bauwerke gehören in die Kategorie «Gesamtform erhaltenswert», 24 gelten als «bemerkenswert nach 1959» und 7672 als «aufgenommen». Aufgeführt werden auch 2208 abgebrochene Gebäude.

Das Hinweisinventar besteht aus einem Karten- und Datenbankteil. Auf der Karte (Basisplan) sind die Grundrisse aller Inventarobjekte mit den Farben ihrer Einstufung markiert. Die Inventarblätter werden direkt ab Karte durch Anklicken des Grundrisses oder über eine einfach zu bedienende Datenbanksuchmaske aufgerufen. Die Internetversion des Hinweisinventars hat zudem den Vorteil, dass Änderungen unmittelbar nach der Eingabe sichtbar sind. Als Teil der kantonalen GIS-Plattform «ThurGIS» (www.thurgis.tg.ch) kann die Denkmaldatenbank ferner mit anderen Themenkarten kombiniert werden. Je nach Interesse und Verwendung können beispielsweise historische Landkarten, Flugbilder, Zonenpläne oder die amtliche Vermessung dazugeschaltet werden.

Medienpräsentation Denkmaldatenbank  [PDF, 6.00 MB]

Coradi_sendner.jpg
Stellten die schweizweit erste Denkmaldatenbank im Internet vor: Beatrice Sendner, Chefin des Amtes für Denkmalpflege des Kantons Thurgau sowie Christian Coradi, Leiter Inventarisation.