Direkt zum Inhalt springen
  • Drucken
  • Sitemap
  • Schriftgrösse
 

Ist Waldverjüngung ohne Zaun möglich?

<img src="http://ww4.tg.ch/pictures/laub_gruen_kl.jpg" align="left">Mit dem Projekt «Verjüngungskontrolle» untersucht der Thurgauer Forstdienst seit 2001 die Waldverjüngung und den Einfluss des Rehwildes auf die jungen Waldbäume. Dabei hat sich gezeigt, dass sensible Baumarten wie die Eiche ohne Schutzmassnahmen nicht aufzuziehen sind.

Ist Waldverjüngung ohne Zaun möglich?

 

Mit dem Projekt «Verjüngungskontrolle» untersucht der Thurgauer Forstdienst seit 2001 die Waldverjüngung und den Einfluss des Rehwildes auf die jungen Waldbäume. Dabei hat sich gezeigt, dass sensible Baumarten wie die Eiche ohne Schutzmassnahmen nicht aufzuziehen sind.

Das Projekt «Verjüngungskontrolle» wurde im Jahre 2001 gestartet. Auf 20 Flächen zu 30 Hektaren Wald wurden in einem Raster von 100x100 Metern Stichproben angelegt. In einem Radius von zwei Metern ab dem Stichprobenzentrum wurden alle jungen Waldbäume zwischen 0,1 und 1,3 Metern Höhe jeweils im Frühling bestimmt. Zudem wurde festgestellt, ob sie am Gipfeltrieb verbissen (d. h. Gipfeltrieb vom Reh gefressen) sind oder nicht. Daraus liess sich der Anteil der verbissenen Pflanzen, die sogenannte Verbissintensität, ermitteln. Die Verbissintensität wurde anschliessend mit einem allgemein gültigen Grenzwert verglichen. Liegt die Verbissintensität über dem Grenzwert, so besteht das Risiko, dass diese Baumarten langfristig ausfallen.

Im Frühjahr 2005 wurde die fünfte Aufnahme durchgeführt. Als Fazit kann festgehalten werden, dass sich der Verbiss, über den ganzen Kanton Thurgau gemittelt, während den fünf Jahren auf einem tragbaren Niveau bewegt. Es gibt indessen regionale Unterschiede. Neben Gebieten mit geringem Verbiss existieren Regionen mit kritischen Werten, wo einzelne Baumarten über den Grenzwerten liegen. Betroffen sind namentlich die Eiche, der Ahorn, weitere Laubhölzer wie Kirsche oder Linde sowie die Tanne. Bei diesen Baumarten muss damit gerechnet werden, dass sie lokal ausfallen, wenn der Verbiss über längere Zeit so hoch bleibt.

Deshalb sind in solchen Gebieten Bejagung und forstliche Massnahmen notwendig. Bei der Jagd stehen die Regulierung des Rehwildbestandes und ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis im Vordergrund. Im forstlichen Bereich ist primär die Verbesserung des Äsungs- und Deckungsangebotes (Biotop-Hege, wildtierfreundlicher Wald) zu nennen. Beunruhigung und schwindende Austrittsmöglichkeiten sind Stressfaktoren für das Wild. Sie haben einen negativen Einfluss auf die Verjüngungen, stehen aber ausserhalb der Einflussmöglichkeiten von Waldeigentümern, Förstern und Jägern.

Die Verjüngungskontrolle bestätigt, dass sensible Baumarten wie die Eiche ohne Schutzmassnahmen nicht aufzuziehen sind. Deshalb werden auch künftig gezielte Wildschutzmassnahmen wie die Errichtung von Zäunen oder Einzelschutzmassnahmen unabdingbar sein.

Die Erkenntnisse aus der Untersuchung zeigen, dass das Projekt unentbehrliche Grundlagen für die Jagd- und Waldplanung liefert. Zudem wird das Verständnis zwischen Jagd und Forst gefördert. Darum soll das Projekt weiter geführt werden.