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Das Wasserschloss im Hinterthurgau

<img src="http://www.tg.ch/pictures/wassertropfen_kl.jpg" align="left">Welche Auswirkungen haben höhere Wasserentnahmen aus dem Grundwasser? Wie gefährdet sind unsere Trinkwasserreserven und worin bestehen die Gefährdungen? Die Leiter der grösseren Wasserwerke im Kanton Thurgau nahmen die Informationen aus dem Amt für Umwelt an der jährlichen Tagung mit Interesse auf und diskutierten lebhaft. Die technischen Fragen wie Qualitätsanforderungen an Leitungen und Druckausgleichsventile wurden während der Besichtigung einer Armaturenfirma im Thurgau diskutiert.

Kann man zum Beispiel im oberen Murgtal dem Grundwasser weitere Kubikmeter entnehmen, ohne dass der Fluss trocken fällt? Ja, sagen die Experten aufgrund von Untersuchungen in den Jahren 2003 bis 2005. Auf den Abschnitten, wo die Murg im heissen und niederschlagsarmen Sommer 2003 ausgetrocknet war, stehen der Fluss und das Grundwasser nicht immer in direktem Kontakt miteinander. Der Grundwassersee unterhalb dieses Bereichs wird von Wasser von weiter oben gespiesen, der Ablauf befindet sich unterhalb eines tiefen Beckens und ist sehr eng. Das heisst, oben zufliessendes Wasser wird aufgestaut, es bleibt ca. 40 Tage im Grundwasser, bevor es zu Tage gefördert wird. Der kritische Vorgang in der engen Wechselbeziehung Murg mit dem Murggrundwasser besteht in der Ex- resp. Infiltration, die jedoch in jenem Bereich stattfindet, wo die Murg auch 2003 nicht ausgetrocknet war. Daher sollte eine Mehrentnahme möglich sein, sagen die beigezogenen Experten, denn das obere Murgtal sei ein «eigentliches Wasserschloss im Thurgau».
 
Mikroverunreinigungen in Gewässern
1930 wurde 1 Million Tonnen Medikamente hergestellt, heute sind es 400 Millionen Tonnen. 1996 wurden pro Person und Jahr 20 kg Waschmittel resp. Seifen verbraucht. Waschmittel und Medikamente enthalten biologisch wirksame Stoffe. Über das Abwasser oder andere diffuse Wege gelangen sie ins Oberflächengewässer und von dort unter Umständen auch ins Grundwasser. Gibt es das auch bei uns? Ja, sagt der Experte aus der Abteilung Gewässerqualität des Amtes für Umwelt. In Gewässern und im Grundwasser des Thurgaus wurde nach 84 Wirkstoffen gesucht. Und man wurde fündig. Die Konzentrationen der meisten der einzelnen Stoffe sind so klein, dass sie für sich allein noch nicht zur Beunruhigung Anlass geben müssten. Allerdings sind die Wechselwirkungen untereinander noch unbekannt. Die Resultate sind nicht alarmierend, dürfen jedoch auch nicht verharmlost werden.
 
Mobilität und Transport
Reger Tankzugverkehr entlang dem Bodensee und die Entgleisung eines Güterzuges im Bahnhof Kreuzlingen Hafen warfen die Frage nach der Störfallsicherheit der Anlagen der SBB auf. Es wurde versichert, dass man mit den SBB immer wieder in Kontakt sei zu diesem Thema und man den Eindruck habe, das Problem werde sehr ernst genommen und es werde gründlich daran gearbeitet. Das Risiko ist aber bestehend – und kann nur durch eine eindeutige Mobilitätsverminderung reduziert werden. Im weiteren Sinne zum Thema Mobilität gehören auch die Verklappungen von Seesedimenten vor dem Konstanzer Horn. Sie werden von Seite der Wasserwerke an dieser Stelle nicht gerne gesehen. Das Amt wird sich dafür einsetzen, dass die Verklappungen auch an anderen Stellen erfolgen werden.
 
Thurkorrektion und Grundwassergewinnung
Welche Auswirkungen hat die Renaturierung und der zu erwartende breitere Flusslauf auf die Grundwasserqualität im Gebiet Weinfelden? Eine Antwort darauf werde die Grundwassermodellierung geben, die in Erarbeitung sei. Aufgrund dieses Modells werde es möglich sein, den Flusslauf, die Infiltration und die Fliessrichtung des Grundwassers zu berechnen und mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Die Resultate müssten dann bei der Detailprojektierung der entsprechenden Flussabschnitte selbstverständlich berücksichtigt werden.